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27. Februar 2004 | Gemeinderat, Direktionen

Armutsrisiko in der Stadt Bern

Der Ansturm auf die Sozialhilfe sehr groß, noch nie mussten sich so viele Menschen bei der öffentlichen Sozialhilfe melden wie im letzten Jahr. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe SKOS berichtete im Januar darüber. Auch in der Stadt Bern ist die Situation leider nicht besser. Der Sozialdienst hat bei den vielen Neuanmeldungen und bei den Fallabschlüssen verschiedene Daten erhoben und ausgewertet.

Im letzten Jahr bearbeitete der Sozialdienst 2344 neue Gesuche, dies betrifft 3984 Personen. Noch nie mussten so viele Menschen einen Antrag auf Beratung oder finanzielle Unterstützung stellen wie im letzten Jahr. Die Sozialhilfedichte liegt in Bern bei 4.5%, dies ist ähnlich hoch wie in andern Städten.

Kein Bereich in der Direktion für Soziale Sicherheit ist so direkt den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt wie der Sozialdienst. Veränderungen und insbesondere Verschlechterungen in den Rahmenbedingungen bei den Sozialversicherungen, wie zum Beispiel der Verkürzung der Rahmenfrist oder Erziehungsgutschrift bei der Arbeitslosenversicherung, haben einen sehr direkten Einfluss auf die neuen Anmeldungen und die Arbeitsbelastung beim Sozialdienst. Bei schlechter Wirtschaftslage melden sich einerseits mehr Menschen auf dem Sozialdienst, welche Arbeit suchen, und andererseits ist die Chance für langjährige Arbeitslose, eine Arbeit zu finden, sehr viel geringer geworden. Das heißt die Betroffenen müssen länger unterstützt werden. Eine gewisse Chronifizierung ist nicht aus zu schließen und der Einstieg in den Arbeitsprozess wird von Monat zu Monat schwieriger.

Bei den Neuanmeldungen interessierte den Sozialdienst, aus welchen Branchen sich arbeitslose Menschen melden, welchen Bildungsstand die Betroffenen haben, welche Altersgruppen sich melden und ob mehr Frauen oder mehr Männer ein Gesuch stellen. Generell stellt der Sozialdienst fest, dass sich die Klientel in den letzten Jahren sehr verändert hat. Es sind nicht mehr nur die sogenannt randständigen Menschen, welche die Hilfe des Sozialdienstes in Anspruch nehmen müssen. Auch eine gute Berufsausbildung ist heute leider keine Garantie mehr dafür, nicht bedürftig zu werden. Zudem konzentriert sich die Armut auch in Bern bei den jungen Menschen und bei den Familien, dort insbesondere bei den Alleinerziehenden.

Im zweiten Teil der Erhebung hat der Sozialdienst hat während 4 Monaten 300 Fallabschlüsse differenziert ausgewertet, dazu gehörte auch eine Kundenbefragung. Leider konnten 30% nur zum Teil ausgewertet werden, weil die Klientinnen und Klienten nicht zum Abschlussgespräch erschienen sind.

Der Sozialdienst arbeitet seit einigen Jahren konsequent mit Zielvereinbarungen, die individuellen Resultate werden überprüft. Mit der neuen EDV-Unterstützung wird diese Auswertung künftig bei sämtlichen Abschlüssen gemacht werden können.

Zu den Resultaten der Kundenbefragungen: Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter beim Sozialdienst arbeiten sehr professionell, wirkungsvoll und zur Zufriedenheit ihrer Kundschaft. 74% der Klientinnen und Klienten sind zufrieden mit der Dienstleistung des Sozialdienstes. 84% beurteilen die Lage nach Abschluss der Beratung als gut. 45% konnten trotz der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder in den Arbeitsprozess integriert werden und sind nicht mehr auf die finanzielle Hilfe der öffentlichen Hand angewiesen. Die seit Jahren konsequent verfolgte Arbeitsweise der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die Klientinnen und Klienten zu fordern und zu fördern, mit dem Blick auf deren Ressourcen und nicht auf deren Schwächen, zeigt Wirkung. Sozialarbeit mit verbindlich ausgehandelten Zielen, unterstützt von einem breiten Arbeitsintegrationsangebot, ist trotz schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich.

Sehr zu schaffen machen die vielen jungen Männer und Frauen, welche weder Lehrstelle noch Arbeit haben; hier sind die Sozialdienste besonders auf die Unterstützung der Wirtschaft angewiesen.

Direktion für Soziale Sicherheit

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