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2. Juli 2010 | Gemeinderat, Direktionen

BärenPark: Fehler bei Organisation, Kostenkontrolle und Information

Die Gründe für die Kostenüberschreitung beim BärenPark lagen bei einer unklaren Kompetenzordnung, einer überforderten Projektleitung sowie einer mangelhaften Kostenkontrolle. Zu diesem Schluss kommt die entsprechende Administrativuntersuchung. Verantwortlich für die Fehler sind demnach der Lenkungsausschuss, die Geschäftsleitung der Stadtbauten (StaBe), die Projektleitung und der Bautreuhänder.

Nachdem Mitte Oktober 2009 bekannt geworden war, dass die Kosten für den BärenPark massiv höher ausfallen würden als vorgesehen, leitete der Gemeinderat eine Administrativuntersuchung ein und beauftragte damit alt Obergerichtspräsident Ueli Hofer, der seinerseits Baufachmann Bernhard Matter hinzuzog. Im Rahmen der Untersuchung wurden alle Verantwortlichen befragt. Es standen 31 Bundesordner an Akten der StaBe zur Verfügung.

Im Schlussbericht wird der BärenPark als komplexes Projekt bezeichnet, bei dem unterschiedliche Belange und Interessen berücksichtigt werden mussten. Negativ auf Kostenkontrolle und Kostendisziplin habe sich die Auflage ausgewirkt, das Vorhaben mit Sponsorengeldern zu finanzieren. Dies hatte laut Bericht zur Folge, dass nie ein Bruttokredit gesprochen worden sei und somit die politisch und psychologisch wichtige Kreditbegrenzung gefehlt habe. Zudem avancierte der Bau zum Prestigeprojekt, womit der Druck bestanden habe, die Anlage fristgerecht zu eröffnen.

Mängel in Organisation und Abwicklung
Mängel ortet der Bericht in der Organisation. So hätte der Lenkungsausschuss gemäss Organigramm zwar als oberstes Entscheidgremium fungieren sollen. Doch er nahm diese Funktion nur bedingt wahr. Da weder Pflichtenheft, Aufgabenbeschrieb noch Kompetenzordnung vorhanden waren, interpretierten die Mitglieder ihre Rollen unterschiedlich, so der Bericht. Ausserhalb der Projektorganisation existierte zudem ein sogenannter Jour Fixe, an dem in der Regel Gemeinderätin Barbara Hayoz, der Projektleiter, der externe Bautreuhänder Daniel Kramer und Tierpark-Direktor Bernd Schildger teilnahmen. Positiv vermerkt der Bericht, dass sich dieses Gremium mit den Kosten befasste. Gleichzeitig beanstandet er aber auch in diesem Falle das Fehlen eines Pflichtenhefts. Kritik geübt wird darüber hinaus an der von der StaBe-Geschäftsleitung eingesetzten Projektleitung. „Der Projektleitung fehlten Spezialkenntnisse und die Erfahrungen im Tiefbau sowie - im stark politisch vernetzten Projekt - das Durchsetzungsvermögen.“

Fehler wurden zudem in der Abwicklung des Projekts festgestellt. Demnach beruhte die Projektierung auf unvollständigen Grundlagen, war zu wenig vorausschauend und musste sich deshalb laufend den neuen Verhältnissen auf der Baustelle anpassen. Weiter sei die Ausschreibung auf einem ungenügenden Projektierungsstand erfolgt, und zwar bezüglich Bauvorgang, Sicherung des labilen Aarehangs und der Baugrubengestaltung des Bärenbads. Beides habe zu kostspieligen Änderungen geführt.

In diesem Zusammenhang wird beanstandet, dass die Sondierbohrungen zur Erkundung des Baugrunds nicht erst im Juni 2008 hätten erfolgen sollen, sondern vor der Ausschreibung der Bauarbeiten oder spätestens vor Abschluss des Werkvertrags mit der Marti AG. Dazu heisst es im Bericht: „Es ist unverständlich, warum diese Bohrungen, nachdem man sie an der Hydrologiesitzung vom 28. März 2007 beschlossen hatte, seitens der Projektleitung und des Gesamtplaners wieder abgesagt wurden.“

Verschiedene Gremien verantwortlich
Für die Kostenüberschreitung macht der Bericht den Lenkungsausschuss, die Projektleitung, die StaBe-Geschäftsleitung und den Bautreuhänder verantwortlich. Dem Lenkungsausschuss wird vorgeworfen, sich zu passiv gegenüber der Kostenentwicklung verhalten zu haben und seiner Informationspflicht nicht nachgekommen zu sein. Gemäss Bericht hätte das Gremium die Stadtregierung über die bereits Anfang 2008 vor Baubeginn bekannten Mehrkosten von 1,5 Millionen Franken informieren müssen sowie später ab Dezember 2008, als sich erneut ein hohes Kostenrisiko abzeichnete.

Die StaBe-Geschäftsleitung ist gemäss den Untersuchungsbeauftragten in dem Sinne verantwortlich, als sie den Projektleiter bestimmte und mit ihrem CEO Rudolf Lanzrein von Anfang an im Lenkungsausschuss vertreten war. Zudem wird ihr angelastet, den StaBe-Verwaltungsrat nicht korrekt über die Kostenentwicklung informiert zu haben. Die Projektleitung hat laut Bericht mit dem Verzicht auf Sondierbohrungen im Jahre 2007 einen kostspieligen Fehlentscheid getroffen. Der Bautreuhänder wiederum hätte die Risiken im Kostenvoranschlag vom September 2008 kritischer überprüfen müssen.

Schliesslich haben laut Bericht die Teilnehmer des Jour Fixe vom 11. Mai 2009 (Barbara Hayoz, Daniel Kramer, Rudolf Lanzrein und die Projektleitung) ihre Informationspflicht verletzt, weil sie die vom Bautreuhänder dargelegten Kostenrisiken von 20,5 Millionen Franken nicht kommunizierten. Die Untersuchungsbeauftragten erachten es als pflichtwidrig, dass Barbara Hayoz den Gemeinderat nicht darüber orientierte. Projektleitung und Bautreuhänder wiederum hätten sich im Mai 2009 pflichtwidrig verhalten, weil sie kein Kostencontrolling für den Lenkungsausschuss erstellten. Damit bestätigt die Untersuchung Fehler, die Finanzdirektorin Barbara Hayoz bereits im Herbst 2009 gegenüber Medien selbst eingeräumt hatte. Der Bericht hält aber auch fest, dass eine Information kaum etwas geändert hätte an den Kosten des BärenParks.

Keine Vorwürfe erhebt der Bericht gegenüber Gemeinderat und StaBe-Verwaltungsrat. Diese hätten sich rechtlich korrekt verhalten. Fraglich sei einzig, ob das Projekt im Gemeinderat nicht hätte regelmässig traktandiert werden müssen.

Gesamtkosten gemäss Prognose bei 21,3 Millionen
Weiter geht der Bericht auf die Ursachen der Zusatzkosten ein. Demnach hat die erste Kostensteigerung im Herbst 2008 von 9,7 auf 14,5 Millionen Franken mit der mangelhaften Erfassung des Baugrundes und dem entsprechenden Mehraufwand zu tun sowie mit Zusatzbestellungen in den Bereichen Sanitär-, Elektro- und Metallbauanlagen. Die Hauptursachen für die neuerliche Kostensteigerung auf über 20 Millionen Franken liegen gemäss Bericht in den Zusatzkosten der Baugrube für das Bärenbad, den Mehrkosten der übrigen Tiefbauarbeiten, in weiteren Mehrbestellungen sowie in den Massnahmen, die ergriffen werden mussten, um die Anlage rechtzeitig zum Eröffnungstermin fertig zu stellen. Gemäss der letzten Prognose kann derzeit von Gesamtkosten von 21,3 Millionen Franken ausgegangen werden.

StaBe in Verwaltung zurückführen
Der Gemeinderat bedauert, dass das Projekt nicht mit der nötigen Professionalität und Sorgfalt organisiert worden ist und die öffentliche Hand nun deswegen gezwungen wird, für die finanziellen Mehrbelastungen aufzukommen. Er sieht vor, dafür eine Kreditvorlage auszuarbeiten. Ferner unterbreitet der Gemeinderat den Schlussbericht umgehend auch der stadträtlichen Aufsichtskommission. Damit wird auch der Stadtrat zu diesem Thema noch Stellung beziehen können.

Konsequenzen zieht der Gemeinderat insofern, als er sich bestätigt sieht in seinem Vorhaben, die StaBe wieder in die Stadtverwaltung zurückzuführen. Davon verspricht er sich eine direktere Einflussnahme und damit eine bessere Kostenkontrolle insbesondere bei komplexen Bauprojekten. Zwingend ist für ihn, dass bei fremdfinanzierten Projekten künftig höhere Massstäbe an Organisation und Projektstruktur gesetzt und wie bei öffentlich finanzierten Vorhaben Kreditlimiten festgelegt werden. Nichtsdestotrotz erachtet der Gemeinderat den BärenPark als ein gelungenes Bauwerk, das sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt hat und einen grossen Beitrag zur Attraktivität der Stadt leistet.

 

Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurde am 3. November 2010 ein Name aus dieser Medienmitteilung entfernt.

 

 

Informationsdienst der Stadt Bern

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