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Schwarzer Tod 1349

Beim ersten Auftreten der Pest 1349 starben in der Stadt Bern täglich bis zu 60 Menschen.

Beim ersten Auftreten der Pest im Frühsommer des Jahres 1349 scheint sowohl die Stadt Bern als auch die Landschaft (Verhältnisse auf dem Land) besonders schwer von der Krankheit betroffen gewesen zu sein. Konrad Justinger spricht von grossen Verlusten, wobei in der Stadtbevölkerung an einem Tag bis zu 60 Tote zu beklagen gewesen seien.[1] Auf die Nachricht über die schweren Verheerungen des Seuchenzugs schien ein Teil des habsburgischen Adels im Elsass und Breisgau sogar die Absicht geäussert zu haben, die entvölkerte Stadt anzugreifen, um sich auf diese Weise für die 1339 vor Laupen (Laupenkrieg von 1339/40) erlittene Niederlage zu rächen. Die militärischen Erfolge eines bernischen Truppenaufgebots im Oberland, das sich im Dezember 1349 gegen die Kriegsmannschaften des Grafen von Greyerz durchsetzte, zwangen den Adel jedoch, den geplanten Kriegszug aufzugeben, was diesem nach Meinung Konrad Justingers der welt spot eintrug.[2]

Die Kirche profitiert von der Todeserwartung der Gläubigen

In der Landschaft bewirkte die Pest von 1349 eine Verringerung der Ernteerträge und Einkünfte, da zahlreiche Äcker aus Mangel an Arbeitskräften unbebaut blieben.[3] Die Kornpreise stiegen an und verursachten eine Lebensmittelteuerung. Zahlreiche von der Pest betroffene Familien suchten zudem ihr Seelenheil zu sichern, indem sie den in der Stadt ansässigen Klerikergemeinschaften grosszügige Vergabungen an Geld- und Naturalzinsen sowie an Grundeigentum machten. Insbesondere die während der Epidemie verwaisten Besitztümer scheinen von den Angehörigen der Pestopfer mit Vorliebe an geistliche Institutionen gestiftet worden zu sein. Eine immer grössere Zahl von städtischen Liegenschaften ging auf diese Weise in den Besitz des Klerus über. Da der Kirchenbesitz nicht besteuert werden durfte, sah sich der Rat nach dem erneuten Auftreten der Seuche 1355 dazu veranlasst, die Vergabe von Wohnhäusern und Hofstätten an die Kirche 1356 gänzlich zu verbieten.[4] Zudem bestimmte er in der gleichen Satzung, dass sämtliche seit 1349 der Geistlichkeit gestifteten Häuser in Zukunft keine städtischen Subventionen für den Bau von Brandschutzmassnahmen (Bauherren) mehr erhalten sollten, ausser die Ratsmehrheit würde diese ausdrücklich bewilligen.[5]

Roland Gerber, 13.11.2017



[1]    Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 165, S. 111.

[2]    Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 167-169., S. 112f.

[3]    Richard Feller: Geschichte Berns, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1516, Bern 1946, S. 153.

[4]    SSRQ Bern I/2, Nr. 80, S. 39.

[5]    Der Seuchenzug von 1355 wird auch in einer am 3. März des gleichen Jahres ausgestellten Urkunde erwähnt, als ein ans Niedere Spital fälliger Bodenzins wegen des sterbens nicht mehr bezahlt werden konnte; FRB/8, Nr. 213, S. 90.

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