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27. April 2006 | Schutz und Rettung Bern
Medienmitteilungsnummer 10

Hochwasserschutz Aare Bern

Verbesserungsmassnahmen im Nachgang zum Hochwasser 2005

bfb. Nach intensiven Regenfällen im August 2005 wurden die der Aare angrenzenden Gebiete in der Stadt Bern auf einer Länge von 15 Kilometern überflutet. Die in dieser Grössenordnung bisher nicht gekannten Wassermassen riefen in den Bereichen der Interventionsvorbereitung, der Alarmierung und des mobilen Hochwasserschutzes nach zusätzlichen Massnahmen, die von der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie bereits umgesetzt sind oder zum Teil noch in der Umsetzung stehen. Darüber informierten am Donnerstagmorgen Gemeinderätin Barbara Hayoz, Direktorin für Sicherheit, Umwelt und Energie sowie Feuerwehrkommandant Oberstleutnant Franz Bachmann, Gesamteinsatzleiter Hochwasser 2005, im Mattequartier die Medien.

Intensive Regenfälle von über 100 l/m² innerhalb von 48 Stunden führten am 21. August 2005 zu Rekordhöhen an Wasserständen. In der Stadt Bern wurde die Schadengrenze innerhalb weniger Stunden erreicht und die der Aare angrenzenden Gebiete überflutet. Zudem wurde eine enorme Menge Treibholz angeschwemmt, was zur Verstopfung der Schwelle und des Matte-Tychs führte und letztendlich mit ein Grund war, dass sich die Aare ihren Weg durch das Mattequartier suchte. Hier lag der Höchstwasserstand 1,14 Meter über der Hochwassermarke von 1999. In den überfluteten Gebieten Tierpark/ Dählhölzli, Marzili/ Dalmazi, Matte/ Schweller, Altenberg, Uferweg sowie Thormannmätteli/ Löchligut, Zehndermätteli und Felsenau entstanden Schäden in Millionenhöhe.

Neben den baulichen Massnahmen, die in den Verantwortungsbereich der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (TVS) fallen, erfordern die in dieser Grössenordnung bisher nicht gekannten Wassermassen zusätzliche Massnahmen in den Bereichen der Interventionsvorbereitung, der Alarmierung und des mobilen Objektschutzes.

Interventionsvorbereitung

Die der Berufsfeuerwehr bisher über Internet  zur Verfügung stehenden Messwerte über die Wasserabflussmengen waren um zwei Stunden zeitverzögert und somit nicht aktuell. Mit der Beschaffung eines Hydropockets können nun die aktuellen Messwerte abgerufen werden. Auf Antrag der Berufsfeuerwehr hat das Wasser- und Energiewirtschaftsamt des Kantons zudem eine zusätzliche Messstelle in der Matte und eine Wasserabflussprognose auf der Messstelle Schönau eingerichtet. Die hydrologischen Messwerte und die Wasserabflussmengen der Aarezuflüsse und des Thunersees erlauben somit  eine Prognose über die Entwicklung der Wassermengen in den nächsten zwei Stunden in Bern, was eine wesentliche Verbesserung darstellen wird.

Das Verfolgen dieser Prognosen und die Wetterbeobachtung generell gehören neu zu den Daueraufgaben der Feuerwehr-Einsatzleitzentrale, welche nun die Warnmeldungen von Meteo Schweiz und der Nationalen Alarmzentrale neu auch auf direktem Weg erhält. Um rechtzeitig die Schutzmassnahmen und die Krisenorganisation bereitgestellt zu haben, sind diese neu in Interventionsstufen definiert. Jede Erhöhung der Interventionsstufe bedeutet eine Erweiterung der Massnahmen und damit auch des Schutzes.

Sofern die Prognose und die Wasserentwicklung weiter steigende Tendenz aufzeigen,  werden beispielsweise bereits bei einer Durchflussmenge von 350 m³/s Sperren und Sandsackdeiche eingebaut, Vorentscheide über die Bevölkerungswarnung getroffen, bei Schwemmholzansammlungen der Kran aufgeboten usw.

Damit das Schwemmholz möglichst frühzeitig entfernt und dadurch einer Verstopfung der Schwelle und des Tychs vorgebeugt werden kann ist mit einer Baufirma eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen worden, die gewährleistet, dass innerhalb kurzer Zeit ein Kran mit einer Spezialgreifvorrichtung bei der Schwelle eingesetzt werden kann. Bei der Schwelle selber können mit dem gleichen Kran die beiden untersten, dem Inseli benachbarten Schleusenelemente  zur Notentlastung aus ihrer Verankerung gehoben werden, so dass im Notfall zusätzlich der Abfluss von Schwemmholz möglich wird.

Alarmierung

Bei der Überprüfung der Sirenenalarmierung entlang der Aare wurden in den Gebieten Zehendermätteli/Engehalbinsel, Thormannmätteli/Löchligut, Uferweg/Lorraine, Matte Schwellenmätteli sowie Tierpark/Elfenauhölzli Beschallungslücken festgestellt. Ein Antrag zur Überprüfung der Beschallung mit einem speziellen Beschallungstool ist seit einiger Zeit  beim zuständigen Bundesamt für Bevölkerungsschutz eingereicht. Aufgrund dieser Beschallungssimulation wird sich zeigen, ob zur Beseitigung der Beschallungslücken leistungsschwache Sirenen mit leistungsstärkeren ersetzt bzw. bestehende Sirenen an idealere Standorten versetzt oder allenfalls zusätzliche Sirenen beschafft und an neuen Standorten montiert werden müssten. Zwischenzeitlich werden in besiedelten, aber schlecht beschallten Gebieten mobile Sirenen mit Patrouillenfahrzeugen der Stadtpolizei zum Einsatz gebracht.

Zur Verbesserung der Alarmierung bzw. Warnung der Bevölkerung entlang der Aare wird neu mit 18 stadteigenen, aarenahen Sirenen eine eigenständige Sirenengruppe für den „Hochwasseralarm Aare Bern“ gebildet. In diesem Zusammenhang laufen mit den Gemeinden Köniz und Bremgarten Verhandlungen für die Mitbenützung von insgesamt 5 Sirenen, so dass die bestehenden Beschallungslücken in den Gebieten Felsenau/Zehendermätteli und Tierpark/Elfenauhölzli als Übergangslösung geschlossen werden könnten.

Ab 15. Mai 2005 können sich Bewohnende, Gewerbetreibende und Liegenschaftsbesitzende in den hochwassergefährdeten Gebieten bei Hochwassergefahr per SMS alarmieren lassen. Der Vorteil dieser alternativen Alarmierung zum Sirenenalarm liegt darin, dass auch Personen, die sich ausserhalb der Sirenenbeschallung aufhalten, alarmiert werden können. Dadurch wird auch diesen Personen ermöglicht, die nötigen Vorkehrungen zu treffen, um ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Von insgesamt 2'500 in diesem Zusammenhang angeschriebenen Personen haben sich über 600 für diese Alarmierung angemeldet, welche bei Hochwassergefahr über das Alarmierungsportal der Stadtpolizei erfolgen wird.

Mobiler Objektschutz

Damit die von der Feuerwehr geplanten Schutzdeiche rasch erstellt werden können, liegen in sieben zentralen Lagern, aufgeteilt auf die gefährdeten Gebiete, 10'000 gefüllte Sandsäcke bereit. Dies im Gegensatz zu 2005, wo den Einsatzkräften nur deren 1'000 Sandsäcke zur Verfügung standen. Für das Abdecken des zusätzlichen Transportbedarfs zur Verteilung des Schutzmaterials wurden mit Privatfirmen Leistungsvereinbarungen abgeschlossen.

Weitere 2'500 Sandsäcke und 700 m Bauplastik zum Abdichten wurden an 79 Privatadressen ausgeliefert. Somit kann eine beachtliche Anzahl Privatpersonen selbständig erste Massnahmen zum Objektschutz ergreifen.

Um im Ereignisfall weiteren Bedarf an Sandsäcken abdecken zu können, sind zwischenzeitlich eine Sandsack-Abfüllanlage sowie 30'000 leere Sandsäcke beschafft worden. Zudem ist in einer Kiesgrube die Abfüllorganisation vorbereit.

An den bedrohungsmässig neuralgischen Punkten in den stark überbauten Gebieten (Marzili, Dalmazi, Tych, Altenberg und Felsenau) beabsichtigt die Berufsfeuerwehr mit der Beschaffung von so genannten Schlauchsäcken die Uferlinien der Aare bei Hochwassergefahr um 80 cm zu erhöhen. Diese mit Flusswasser gefüllten Säcke passen sich flexibel dem Gelände an und sind innerhalb kurzer Zeit aufgebaut. Im Verbund mit den Sandsäcken und den Motorpumpen bieten diese Schlauchsäcke die Grundlage zu einer wirkungsvollen Abwehr bei akuter Überschwemmungsgefahr.

Der Gemeinderat hat einem Antrag zur Beschaffung von 1,7 km Schlauchsäcken bereits zugestimmt. Es liegt nun am Stadtrat, den Kredit für diese dringende Massnahme möglichst rasch zu bewilligen und damit zur Realisierung freizugeben, denn die Eintrittswahrscheinlichkeit eines nächsten Hochwassers ist unbestimmt. 

 

Informationsstelle Berufsfeuerwehr Bern

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