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Grusswort Franziska Teuscher anlässlich der Fachtagung zum Thema «Aufwachsen – gesund ins Leben starten»

4. Mai 2017

Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Fachtagung der Tripartiten Agglomerationskonferenz (TAK) Integrationsdialog zum Thema «Aufwachsen – gesund ins Leben starten» vom 4. Mai 2017©

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich begrüsse Sie herzlich zur heutigen Fachtagung, an der Sie den Integrationsdialog «Aufwachsen – gesund ins Leben starten» der Tripartiten Agglomerationskonferenz
(TAK) bilanzieren werden. Rahmenbedingungen schaffen, damit alle Kinder faire Chancen haben, gesund ins Leben zu starten und sich zu entwickeln, das ist ein Themenfeld, das mir sehr am Herzen liegt. Und ich bin stolz darauf, dass wir in der Stadt Bern früh die Bedeutung eines guten Starts für die Gesundheits- und Bildungschancen von Kindern erkannt haben. Unser Frühförderungs-Programm primano feiert dieses Jahr bereits sein 10-jähriges Bestehen. Gerne gehe ich etwas näher darauf ein.

Wieso hat die Stadt Bern so früh die Notwendigkeit der frühen Förderung erkannt?
Eine grosse Bedeutung hatten die Beobachtungen unseres schulärztlichen Dienstes. Dieser erfasste seit den späten 90er-Jahren eine steigende Anzahl normalintelligenter Kinder, die mit so wenig Basiskompetenzen in den Kindergarten und die Schule starteten, dass ihre Bildungschancen schon zu Beginn der Schullaufbahn eingeschränkt waren. Dank einer fundierten Analyse dieser Problemlage fand das Thema Eingang in die Politik: Der Gemeinderat nahm die Frühförderung in die Legislaturrichtlinien 2005-2008 auf. 2006 beauftragte der Gemeinderat den Gesundheitsdienst, gemeinsam mit Jugend-, Schul- und Sozialamt ein Konzept zur Frühförderung in der Stadt Bern zu erarbeiten. Ein fachlich breit abgestütztes, innovatives Konzept wurde vorgelegt. Da Bern damals in der frühen Förderung Pionierarbeit für die Schweiz leistete, war es jedoch wichtig, dass das Konzept vorerst als Pilotprojekt umgesetzt werden konnte. Hier hatten wir das Glück mit der Jacobs Foundation, dem Kanton und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) Partner zu finden, die bereit waren, das Pilotprojekt massgeblich mitzufinanzieren. Überdies wurde uns eine wissenschaftliche Evaluation durch das Institut für Psychologie der Universität Bern ermöglicht. Und so konnte das Pilotprojekt primano im Frühjahr 2007 starten.

Wie war und ist das primano Programm ausgestaltet?
Konzipiert wurde ein Frühförderprogramm in den wichtigen Lebenswelten von Kleinkindern und ihren Familien. Wichtig war die Idee einer verlässlichen Förderkette, die sicherstellt, dass ab Geburt bis zum Kindergarteneintritt alle Kinder bedarfsgerecht Zugang zu einer guten frühen Förderung finden sollten.

Das primano Programm baut auf der primano-Vernetzung im Quartier auf. Die Akteurinnen und Akteure des Frühbereichs sind lokal gut vernetzt, um möglichst allen Kindern den Zugang zu einer frühen Förderung zu ermöglichen. Für Familien mit erhöhtem Förderbedarf wurde das im Ausland bewährte Hausbesuchsprogramm «schritt:weise» ins primano-Programm aufgenommen. Das dritte Element setzte in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen an: Die Fördermodule in Kita und Spielgrup-pen unterstützten die erwünschte Weiterentwicklung der Kinder. Selbstverständlich war auch die enge Zusammenarbeit mit weiteren Einrichtungen, beispielsweise der Mütter- und Väterberatung, von zentraler Bedeutung.

Geldnot oder prekäre Arbeits- und Wohnverhältnisse können es Eltern erschweren, ihren Kindern ein entwicklungsförderliches Umfeld zu bieten. Kommen fehlende Kenntnisse der deutschen Sprache, eine soziale oder kulturelle Entwurzelung dazu, werden die Schwierigkeiten noch einmal massiv grösser. Mit primano ist es uns gelungen, eingewanderte Familien in belasteten Lebenssituationen vermehrt zu erreichen. Dazu haben sicher die Hausbesucherinnen des «schritt:weise»-Programms beigetragen, die dank ihrer Sprach- und Kulturkenntnisse viele Zugangshürden beseitigen halfen. Wichtig war auch, dass primano als Marke Bekanntheit erlangte und dank den Quartier-Vernetzerinnen über Info- und Spielanlässen lokal präsent und positiv besetzt war. Hier fanden Familien eine Anlaufstelle zu Fragen der frühen Förderung.

Die wissenschaftliche Evaluation bestätigte uns, dass das primano Programm die an-gestrebten Wirkungen erzielte. Teilnehmende Kinder konnten tatsächlich mit besseren Lernvoraussetzungen in den Kindergarten eintreten. Es war damit klar, dass das Programm weitergeführt werden muss. Zudem sollten die Angebote künftig nicht nur Kindern aus den Pilotquartieren, sondern Kindern aus der ganzen Stadt offen stehen. Zudem gab es nach den ersten fünf Jahren auch Bedarf für Weiterentwicklungen. So beispielsweise die Einrichtung eines Vergünstigungssystems der Spielgruppenbeiträge für Familien in engen finanziellen Verhältnissen. Für die Weiterentwicklung und Ausweitung des Programms wurde ein Folgeprojekt 2013-2016 lanciert, das noch einmal grosszügig von der Jacobs Foundation, der Stiftung Mercator und dem Kanton unterstützt wurde. Auch dafür sind wir sehr dankbar. Dankbar für jedes Kind, das so unterstützt werden kann.

Seit 2017 ist primano nun ein gesamtstädtisches Regelangebot, das von der Stadt finanziert und vom Kanton im Rahmen des kantonalen Frühförderkonzepts bei den Elementen Hausbesuchsprogramm, Fördermodul und gesamtstädtische Vernetzung unterstützt wird. Wir haben einen Meilenstein erreicht, auf den wir stolz sind.

Aber selbstverständlich ist unser Weg nicht zu Ende. Wir wollen primano auch künftig weiterentwickeln und ergänzen. Zentral scheint mir hier die engere Vernetzung und Zusammenarbeit mit der Basisstufe der Schulen. Erstens sind Schulen die erste Einrichtung, die mit allen Familien in Kontakt kommt. Und zweitens muss die Unterstützung von Kindern aus Familien, die mit diversen Benachteiligungen leben müssen, hier fortgesetzt werden. Nur so können wir tatsächlich faire Bildungschancen für alle Kinder erreichen. Auch die Schule alleine kann nicht alles richten, aber sie steht ja nicht alleine da. In den Quartieren gibt es eine Vielzahl von Angeboten wie Bibliotheken, Sportvereine, Familientreffs etc., die weitere, ausserschulische Bildungsangebote machen können. In der Stadt Bern hat uns daher das Konzept Bildungslandschaft sehr überzeugt. Aktuell läuft ein Pilotversuch unserer erste Bildungslandschaft in einer Schule mit vielen sozial und wirtschaftlich benachteiligten Familien.

Für alle Kinder faire Gesundheits- und Bildungschancen zu schaffen, sehe ich nicht nur als ethische Verpflichtung, sondern auch als absolute Notwendigkeit an. Schliesslich wollen wir Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg in eine Welt mit steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt beistehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass finanzielle und personelle Investitionen in die frühe Förderung für die öffentliche Hand dabei eine kluge Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft ist.

Ich wünsche Ihnen eine interessante und inspirierende Tagung; vielen Dank.

Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Fachtagung der Tripartiten Agglomerationskonferenz (TAK) Integrationsdialog zum Thema «Aufwachsen – gesund ins Leben starten» vom 4. Mai 2017©
Titel
TAK Tagung BAG, Referat Franziska Teuscher, 04.05.2017 (PDF, 123.7 KB)

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