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Referat Franziska Teuscher anlässlich der Pestalozzifeier 2019

1. November 2019

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Pestalozzifeier 2019, 1. November 2019©

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Jubilarinnen und Jubilare
Sehr geehrte Pensionierte
Sehr geehrte Damen und Herren

Herzlich Willkommen zur Pestalozzifeier 2019!

Dieser Anlass ist ein ganz grosses Merci an Sie! Die Stadt Bern und der Berufsverband «Bildung Bern» wollen damit Ihnen gegenüber Wertschätzung und Dankbarkeit für Ihr langjährige Tätigkeit im Schuldienst ausdrücken. Vor allem bedanken wir uns für Ihr grosses Engagement zugunsten der Kinder und Jugendlichen, die Sie unterrichtet, gefördert und begleitet haben. Als Pädagoginnen und Pädagogen kamen Sie im Verlauf der Jahre bestimmt mit unterschiedlichen Lehrmeinungen einer «guten Schule» in Kontakt und mussten hier immer wieder neu Ihren Weg finden.

Auch die Stadt Bern muss derzeit neue Wege finden.

Stellen Sie sich folgende Szene vor: Es ist Mittwochnachmittag. Emma, Pia und Fatmir spielen zusammen auf einem Quartierspielplatz. Sie treffen sich sehr häufig auf «ihrem» Spielplatz. Da treffen sie andere Kinder. Sie spielen und lachen miteinander und streiten sich auch mal. Der Spielplatz bedeutet ihnen viel. Sie kennen jeden Winkel und entdecken trotzdem immer wieder neue Spielmöglichkeiten. – Am nächsten Morgen um 07:30h treffen sich die Kinder an der Bushaltestelle und fahren mit Bernmobil in ihre Schule in ein anderes Quartier.

Szenenwechsel: Emma klingelt am Morgen um 07.40 Uhr bei Fatmir an der Tür. Zusammen holen sie Tarik ab und treffen die anderen Kinder vor der Schule. Nach der Schule schlendern sie schwatzend gemeinsam nach Hause. Am Mittwochnachmittag sind sie auf dem Spielplatz.

Warum schildere ich Ihnen diese Szenen? Immer mehr Kinder beleben im wahrsten Sinn des Wortes die Stadt Bern, das ist sehr schön. Sie wissen es: Wir erweitern, sanieren Schulanlagen, wo es geht. Und wir bauen auch neue Schulhäuser wie in Brünnen, Pestalozzi II oder im Marzili. Gemäss den Prognosen wird uns die Platzfrage noch viele weitere Jahre beschäftigen. Die Schulanlagen zeitgemäss zu sanieren und in pädagogischer Hinsicht fit für die Zukunft zu machen, ist eine grosse Chance und eine schöne Aufgabe. Doch wir haben nicht nur die Interessen der Schulkinder, Eltern und der Schule zu vertreten. Es gilt auch Grün- und Bewegungsraum zu erhalten, Verkehr und Lärm einzudämmen, Massnahmen zum Klimaschutz umzusetzen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen etc. Eine Stadt wie Bern ist ein Ort der Interessensabwägungen und Interessenskonflikte. Und es ist die Aufgabe der Verwaltung und der Politik, hier gute Entscheide zu treffen.

Ich zeige Ihnen dies an einem Beispiel auf, das uns derzeit sehr beschäftigt. Zum Schulkreis Mattenhof-Weissenbühl gehören die Quartiere Sulgenbach, Marzili, Mattenhof, Monbijou und Sandrain. Die Schülerzahlen in diesen Quartieren steigen gemäss den Schülerprognosen in den nächsten 15 Jahren um über 500 Schülerinnen und Schüler an. Von meinen Schulbesuchen her kenne ich die Situation: Die Schulhäuser sind voll belegt. Im Schulkreis Mattenhof-Weissenbühl brauchen wir ab 2025 auf jeden Fall zusätzlichen Schulraum. Ansonsten ist nicht garantiert, dass alle Kinder in ihrem Wohnquartier zur Schule gehen können. Und das bereitet mir grosse Sorgen. Kurze Schulwege sind ein Qualitätsmerkmal der Volksschule, daran wollen wir möglichst festhalten. Nur in Ausnahmefällen wie bspw. bei Schulhaussanierungen sollen die Schulkinder temporär mit Bus und Tram zu einer anderen Schule fahren müssen.

Die Quartierschule steht in einem bestimmten Sozialraum und ist als Ort der Identifikation für das Quartier ausgestaltet. Die Quartierschule ist Lern-, Lebens- und Arbeitsort für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehr-, Betreuungs- und weiteren Fachpersonen. Daneben ist sie aber auch für die Quartierbevölkerung ein wichtiger Treffpunkt: Schulanlagen sind auch Spiel-, Erholungs- und Verweilorte. In der Quartierschule gilt ein umfassendes Bildungsverständnis, bestehend aus formaler Bildung im Unterricht, nicht-formaler Bildung in der schulergänzenden Betreuung und informeller Bildung auf dem Pausenplatz in den Pausen und in der Freizeit.

Sie wissen es, ich spreche von der Goumoënsmatte, wo die Sorge im Quartier gross ist, dass zu viel Grün- und Freiraum verloren geht. Mir macht es ebenso grosse Sorgen, wenn ich daran denke, dass der neue Schulraum nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen könnte. Und institutionelle Schülertransporte würden die Abkehr vom Prinzip der Quartierschule bedeuten. Das möchte ich, wenn immer möglich verhindern. Ich möchte, dass Emma, Tarik, Pia und Fatmir in ihrem Quartier zur Schule gehen und in ihrem Wohnquartier spielen und sich treffen können.

Doch heute wollen wir feiern. Wir wollen Sie feiern. Ich schätze Ihre Arbeit sehr und mein Dank an Sie kommt von Herzen. Beim anschliessenden Apéro können wir uns, wenn sie mögen, zum Thema Schulraumentwicklung austauschen. Ich bin an Ihrer Meinung als langjährige Fachpersonen sehr interessiert.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen alles Gute und alle jenen unter Ihnen, die das lange Kapitel Berufsleben abschliessen, gutes Gelingen bei der Umstellung und: bleiben Sie neugierig und kontaktfreudig!

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Pestalozzifeier 2019, 1. November 2019©
Titel
Pestalozzifeier 2019, Referat Franziska Teuscher, 01.11.2019 (PDF, 118.7 KB)

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