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Referat Franziska Teuscher anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Vereins «a:primo» im Berner GenerationenHaus

28. Oktober 2016

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Vereins «a:primo» im Berner GenerationenHaus vom Freitag, 28. Oktober 2016©

Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Vereinsmitglieder des Vereins «a:primo», liebe Vorstandsmitglieder, liebe Geschäftsleitende, liebe Gäste

Der Verein «a:primo» feiert seinen 10. Geburtstag. Dazu möchte ich Ihnen herzlich gratulieren, und dazu kann ich nur sagen: Schön, dass es «a:primo» gibt! Dies ist mit der Hoffnung verbunden, dass Sie auch für die kommenden Jahre Ihren Elan, Ihr Engagement und Ihre Überzeugungskraft beibehalten. Denn wir wissen es alle: Die Herausforderungen im Bereich Frühförderung nehmen eher zu als ab.

Dass Sie für Ihren Geburtstagsanlass gerade Bern ausgewählt haben, freut mich als Gemeinderätin natürlich sehr. Ich freue mich auch, dass wir Ihnen dabei einen neuen, rege genutzten Ort in Bern zeigen können, das «GenerationenHaus», hier gleich beim Bahnhof. Frühförderung hat ja auch mit Generationenbeziehungen zu tun.

Die Stadt Bern fühlt sich dem Verein «a:primo» seit vielen Jahren verbunden, war sie doch bereits bei der Vereinsgründung mit dabei. 2007, ein Jahr nach dem «a:primo»-Start, ist in der Stadt Bern das Frühförderprogramm «primano» für Vorschulkinder als Pilotversuch für die Jahre 2007-2012 eingeführt worden. Das Hausbesuchsprogramm «schritt:weise» war nebst Fördermodulen für Spielgruppen und dem Aufbau einer «primano»-Quartiervernetzung ein zentraler Bestandteil des Gesamtprojektes. Das Projekt wurde von der Universität Bern wissenschaftlich ausgewertet. Und diese Untersuchung hat gezeigt: «primano» wirkt!

Die am Programm «primano» teilnehmenden Kinder waren selbständiger, hatten eine bessere Feinmotorik und ein altersgemässeres Spielverhalten als Kinder aus vergleichbaren Familien ohne Frühförderung. Zudem konnten sie sich besser konzentrieren und fielen seltener durch Aggressivität und Unaufmerksamkeit auf.

Auch die Resultate des Folgeprojektes von 2013-2016 bestätigten, dass nach eineinhalb bis knapp zwei Jahren Frühförderung Fortschritte zu beobachten sind: hier zeigte sich beim Eintritt in die erste Primarklasse eine positive Wirkung bei der Sprachentwicklung und beim Körpergewicht.

Weil «primano» so erfolgreich ist, soll es ab 2017 zum gesamtstädtischen Regelangebot werden. Die positiven Auswirkungen des Programms sind in den Berner Schulen zunehmend spürbar; darüber bin ich sehr froh und auch dankbar. Angesichts der rasant steigenden Kinderzahlen in Bern wird «primano» weiter an Bedeutung gewinnen.

Ich freue mich, dass wir «primano» haben – ich freue mich für jedes einzelne Kind, das Frühförderung bekommt, ich freue mich für die Familien der Kinder und für uns alle als Gesellschaft. Frühförderung als Chance für die heranwachsende Generation hat eine enorme Bedeutung.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einige grundlegende Gedanken zur Bildung mit Ihnen teilen. In den vergangenen Jahren wurde bildungspolitisch viel gestritten um die Frage, ob die Schule Chancengleichheit, Chancengerechtigkeit oder Bildungsgerechtigkeit gewährleisten soll.

Das ist eine Frage, die mich als Bildungs- und Sozialdirektorin stark beschäftigt. Kann und soll die Schule Chancengleichheit gewährleisten? Was würde das überhaupt bedeuten? Oder müssten wir eher von Chancengerechtigkeit sprechen, denn nicht alle Kinder haben die gleichen Voraussetzungen, und können und sollen daher nicht mit gleichen Ellen gemessen werden.

Mit solchen Fragen hat sich auch die Städteinitiative Bildung intensiv auseinandergesetzt. Entstanden ist dazu ein Positionspapier zu Bildungsgerechtigkeit. Bewusst hat man sich entschieden, den Fokus auf die Bildungsgerechtigkeit und nicht auf die Chancengleichheit oder die Chancengerechtigkeit zu setzen.

Ein wesentliches Fazit dieser Auseinandersetzung ist die Erkenntnis, dass die Schule wohl nicht Gerechtigkeit herstellen kann. Sie muss aber alles daran setzen, jegliche Formen von Ungerechtigkeit und/oder Diskriminierung zu vermeiden. Es ist mir wichtig, dass wir mit den anvisierten Zielen, die ja auch immer Versprechen an die Eltern, an die Gesellschaft sind, sorgsam und ehrlich umzugehen.

«a:primo» setzte von Beginn weg auf eine Vision. Auf die Vision, dass sich jedes Kind in der Schweiz gesund entwickeln und sein Potential bestmöglich entfalten kann. Die Vision hat auch heute nichts an Aktualität eingebüsst. Sie leisten als Organisation in der Schweiz dank qualitativ hochwertiger Früh-Förderprogramme einen sehr wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit für benachteiligte Kinder. Die Frühförderprogramme basieren auf den holländischen STAP-Programmen. «A:primo» hat das entsprechende Hausbesuchsprogramm an schweizerische Verhältnisse angepasst und weiterentwickelt und ist Lizenzträger für das präventive Lern-und Spielprogramm «schritt:weise». Heute ist «schritt:weise» in neun Kantonen der Deutschschweiz und der Romandie und insgesamt an rund 30 Standorten präsent.

Damit diese Programme zum Tragen kommen und auch finanziell gesichert werden können, ist gesamtschweizerisch noch sehr viel Arbeit nötig. «A:primo» engagiert sich deshalb auch in verschiedenen nationalen Kommissionen und Organisationen, so zum Beispiel im Vorstand des Netzwerks Kinderbetreuung Schweiz. «A:primo» ist es in den vergangenen Jahren gelungen, für die Vorstandsarbeit immer wieder Personen aus Wissenschaft, Praxis und Politik zu gewinnen. Mit Sicherheit hat diese Interdisziplinarität mitgeholfen, dass private Stiftungen bereit waren, «a:primo» mit namhaften finanziellen Beiträgen zu unterstützen. Der Weg, den der Verein seit 2006 zurückgelegt hat, ist beachtlich, das Tempo der Weiterentwicklung ist hoch und ehrgeizig. Für die Standorte ist eine Organisation, welche die Erfahrungen und die zum Teil unterschiedlichen Perspektiven der Standorte bündelt, sehr wertvoll. Das garantiert, dass Neues in die weitere Programmentwicklung einfliessen kann.

Frühe Förderung ist eine Querschnittsaufgabe, welche Fragen der Bildung, Fragen im Sozialbereich, der Gesundheit, aber beispielsweis auch bei der Quartierplanung berücksichtigen muss. Frühe Förderung wird aber immer auch spezifische Förderangebote brauchen, um Eltern in schwierigen Lebenslagen gezielt und individuell zu unterstützen

In diesem Bereich leistet «a:primo» seit zehn Jahren einen professionellen und herausragenden Beitrag. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich bei allen Beteiligten: beim Verein, beim Vorstand, bei der Geschäftsleitung, bei den Mitarbeitenden und vor allem aber auch bei der Initiantin Erika Dähler für die langjährige, engagierte und kompetente Arbeit.

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Vereins «a:primo» im Berner GenerationenHaus vom Freitag, 28. Oktober 2016©
Titel
Zehnjähriges Jubiläum «aprimo», Referat Franziska Teuscher, 28.10.2016 (PDF, 92.3 KB)

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