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Grusswort Reto Nause anlässlich der Eröffnung «Pride Ouest 2017»

26. August 2017

Grusswort von Gemeinderat Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, anlässlich der Eröffnung «Pride Ouest 2017», 26. August 2017©

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte LGBTI-Gemeinschaft
Liebe Bernerinnen und Berner
Liebe Besucherinnen und Besucher

Chère communauté LGBTI
Chères visiteuses et chers visiteurs,

Bienvenue à Berne
Willkommen in Bern

«The Power of Diversity» - Das Motto der Pride Ouest 2017 sagt ja eigentlich schon alles und ich könnte Ihnen hier einfach kurz und bündig die besten Grüsse der Berner Stadtregierung überbringen und sie nun feiern lassen.

So einfach mache ich es Ihnen nun aber auch wieder nicht. Ein paar Worte möchte ich schon noch an Sie richten.

Le slogan de cette pride contient déjà le message que la diversité est une force. Mais pour que cette diversité renforce toute une communauté, il faut le marquer par des signes clairs.

La ville fédérale a la volonté de montrer de tels signes: elle a inscrit à son programme de législature l’objectif de l’égalité des personnes LGBTI et elle va enclencher le processus de son adhésion au réseau «Rainbow City Network».

Es gäbe sicherlich einige Städte im Westen der Schweiz, zu denen die «Pride Ouest» ebenso passen würde. Doch zu Bern passt sie eben perfekt. Zu Bern als Austragungsort des ersten nationalen Christopher-Street Days vor fast 40 Jahren. Zu Bern als Tor zur Westschweiz. Zu Bern als Hauptstadt. Und eben zu Bern als künftiges Mitglied des «Rainbow Cities Network».

Immer wieder hört man im Zusammenhang mit der Vielfalt einer Gesellschaft das Wort «Toleranz». Doch in diesem Zusammenhang mag ich dieses Wort nicht besonders.

Was heisst denn «Toleranz»? Dafür möchte ich etwas ausholen:

Als 1989 in Berlin die Mauer fiel, verbreitete sich in Europa das Gefühl und die Hoffnung auf eine neue, offene, freie und eben tolerante Welt.

Als 2011 die politischen Unruhen in den Maghreb-Staaten im Arabischen Frühling ihren Höhepunkt erreichten, flammten erneut Hoffnungen auf. Es waren letztlich die gleichen Hoffnungen. Hoffnungen auf mehr Offenheit, mehr Respekt, Freiheit und eben auf Akzeptanz der Vielfalt.

Aber wo stehen wir heute?

Wir stehen in einer Welt, in der sich noch immer viele Menschen rechtfertigen oder gar verstecken müssen: Nur, weil die Gesellschaften noch nicht so weit sind, Diversität als Stärke zu betrachten.

In einer Welt, in der der sogenannt mächtigste Mensch der Welt Aussagen macht, die mir Sorgen bereiten. Aussagen, die alles andere vermuten lassen, als dass die Diversität eine Stärke sein soll.

Es sind aber eben gerade nicht die Unterschiede, die uns trennen. Sondern, wie Audre Lorde einmal sagte, ist es unsere Unfähigkeit diese Unterschiede zu erkennen, zu akzeptieren und zu feiern.

Umso wichtiger ist es also einzusehen, dass mit «Toleranz» alleine noch nichts gewonnen ist.  Denn für mich tönt «tolerieren» immer noch schwer nach «einfach geduldet werden».

Toleranz alleine kann also noch nicht der Schlüssel sein für eine Gemeinschaft, die in absoluter Selbstverständlichkeit zusammenlebt. Ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder eben auch sexuellen Ausrichtung.

Es braucht auch das Nachfragen, das Zuhören und das Verstehen. Und dafür braucht es eine gehörige Portion Offenheit und Mut. Von der Gesellschaft aber auch von den Betroffenen selbst.

Drücken Sie nicht auf den Pause-Knopf des Lebens. Leben Sie jetzt. Ihre Offenheit und Ihr Mut tragen dazu bei, dass auch in der Gesellschaft besser verstanden wird.

Erschrecken Sie nicht, wenn Sie gefragt werden. Denn, wie sollen Aussenstehende sonst verstehen, mit was sie vielleicht wenig bis keine Berührungspunkte haben – was ihnen fremd ist? …

Fragen Sie als Aussenstehende oder Aussenstehender nach. Aber fragen Sie mit ehrlichen Absichten, mit Anstand und Respekt und vor allem ohne Vorurteile.

Zu schwierig, meinen Sie? Ich meinerseits kann von der Frager-Seite her auf jeden Fall sagen: «Nein, es ist nicht schwierig!» Gehen Sie ehrlich, anständig und offen aufeinander zu.

Die eigentliche Frage muss doch schlicht und einfach sein: «Bist du glücklich?»

Zu einfach? Auch hier glaube ich, ist die Antwort: Nein.

Denn:

Wenn ich bei einem Thema, das mir unbekannt ist, ein JA auf diese Frage einfach stehen lassen kann und wenn ich meine Definition von Normen und Glück nicht mit dem Hammer durchsetzen muss, dann ist es eine ehrliche Frage, dann wird aus Toleranz – Akzeptanz, dann wird Diversität zur Stärke einer Gesellschaft.

Und da wollen wir auch in Bern hin.

C’est donc avec un plaisir tout particulier que je salue l’organisation de cette pride romande 2017 à Berne et j’émets le souhait que notre signe sera repris par d’autres villes et régions de Suisse.

Helfen Sie alle mit diese Diversität zu zeigen, zu leben, zu akzeptieren und zu feiern.

Willkommen an der Pride Ouest – Bienvenue à Berne.

Grusswort von Gemeinderat Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie, anlässlich der Eröffnung «Pride Ouest 2017», 26. August 2017©
Titel
Eröffnung «Pride Ouest 2017», Grusswort Reto Nause, 26.08.2017 (PDF, 124.1 KB)

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