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Ruth Geiser-Im Obersteg

1921-2014, Gemeinderätin SVP/parteilos 1971-1984

Wahlfoto von Ruth Geiser-Im Obersteg
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Wahlfoto: Stadtarchiv Bern

Ruth Geiser-Im Obersteg wird 1921 in Zweisimmen geboren und wächst in Bern auf. Nach dem städtischen Handelsgymnasium studiert sie Volkswirtschaft an der Universität Bern und schliesst 1945 mit «magna cum laude» ab. Im selben Jahr erlangt sie das Diplom als Handelslehrerin. Nach ihrer Heirat widmet sie sich für eine längere Zeit der Hausarbeit und der Erziehung ihrer vier Kinder. 

In ihrer Familie wird immer schon politisiert. Ihr Vater ist Mitglied der Bürgerpartei, später SVP, der auch sie beitritt. Sie gründet 1964 die erste Frauengruppe ihrer Partei mit und engagiert sich im Vorstand des Frauenstimmrechtsvereins. Ab 1968 ist Ruth Geiser-Im Obersteg Vizepräsidentin des Schweizerischen Verbandes für das Frauenstimmrecht und präsidiert den bernischen Frauenstimmrechtsverein.

Gemeinderat der Stadt Bern im Sitzungszimmer 1971
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Erste Gemeinderatssitzung 6.01.1971, Bild: Stadtarchiv Bern

«Wer A zum Frauenstimmrecht sagt, muss auch B sagen zur Kandidatur», ist Geiser-Im Obersteg überzeugt und lässt sich für die Ersatzwahl in den Gemeinderat aufstellen. Sie rechnet jedoch nicht mit ihrer Wahl: «Ich muss ganz offen sagen, wenn ich gewusst hätte, dass ich gewählt würde, hätte ich nicht den Mut gehabt, Gemeinderatskandidatin zu sein». Sie wird am 15. November 1970 als erste Frau in den Gemeinderat der Stadt Bern gewählt und wird schweizweit die erste Baudirektorin. In ihrer Partei erfährt sie mehr Widerstand als Unterstützung. Auch von ihren Kollegen im Gemeinderat sei sie «nid grad so grüseli wohlwollend» aufgenommen worden. Als erste und einzige Frau habe sie sich oft «furchtbar einsam» gefühlt. (Der Bund, 21.04.2011) 

Bootsausflug auf dem Wohlensee des Gemeinderates der Stadt Bern 1971
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Gemeinderat auf dem Wohlensee, 15.07.1971, Bild: Stadtarchiv Bern

In den Gemeindewahlen im Herbst 1971 wird sie bestätigt. Dem Versuch, sie in die Schuldirektion zu versetzen, wo es mehr Frauen habe, widersetzt sie sich vehement und mit Erfolg. 1976 nominiert ihre Partei sie nicht mehr. Sie kandidiert als Parteilose und wird 1976 und auch in der Nachwahl 1981 wiedergewählt. Ruth Geiser-Im Obersteg bleibt bis 1984 Gemeinderätin und Baudirektorin der Stadt Bern. 1974 wird sie zudem als eine der ersten zehn Frauen in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt.

Nach Einführung des neuen Eherechts 1988 stellt sie ihren Ledignamen wieder voran und nennt sich nun Im Obersteg Geiser. Sie bleibt bis ins hohe Alter politisch interessiert. Mit 90 Jahren blickt sie zurück: «Ich möchte keinen Tag missen. Zuvor war ich zwar 25 Jahre lang Hausfrau, Mutter meiner Kinder, die ich liebe. Doch zu meinem Lebensinhalt gehörte auch anderes: mein Amt als Gemeinderätin, mein politisches Engagement, vor allem für die Gleichberechtigung der Frauen in Beruf und Gesellschaft.» (Der Bund, 21.04.2011)

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