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«Wir mussten einen Kulturwandel anstossen»

Manfred Hertig
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Die Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün hat sich als familienfreundliche Arbeitgeberin zertifizieren lassen. Welche Veränderungen dieser Prozess mit sich brachte, schildert Manfred Hertig, Leiter Zentrale Dienste im Tiefbauamt.

Ein Mann holt seine beiden Kinder von der Schule ab
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Wie kam es dazu, dass sich das Tiefbauamt um eine bessere Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familienarbeit für seine Mitarbeitenden bemühte?
Manfred Hertig: Die Förderung der Vereinbarkeit war ein Ziel des Aktionsplans Gleichstellung 2015-2018 der Stadt Bern. In der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün (TVS) mit ihren eher handwerklich-technisch ausgerichteten Berufen waren familienfreundliche Arbeitsbedingungen weniger verbreitet als in Direktionen mit vielen Bürojobs. Deshalb liessen sich die fünf Ämter der TVS, unterstützt durch die Direktorin Ursula Wyss, auf den Prozess zur Erlangung des «Prädikat Familie UND Beruf» der Fachstelle UND ein.

Weshalb dauerte es vier Jahre, bis das Tiefbauamt das Prädikat erhielt?
MH: Das Tiefbauamt hat 350 Mitarbeitende, nur 10 Prozent davon sind Frauen. Die meisten Frauen arbeiten im Büro, die meisten Männer ausserhalb, in der Strassenreinigung und im Strassenunterhalt. Da sind traditionelle Familienmodelle weit verbreitet und die Löhne nicht so hoch, dass Teilzeitarbeit ein Thema war. Bei den Projektleiter*innen war die Leitung skeptisch gegenüber Teilzeitmodellen eingestellt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Projekt zufriedenstellend geleitet werden kann, ohne 100 Prozent verfügbar zu sein. Wir mussten einen Kulturwandel anstossen. Das braucht Zeit und stete Arbeit am Thema und das Commitment der Amtsleitung und der Direktorin.

Wie sind Sie vorgegangen?
MH: Wir haben gemeinsam mit der Fachstelle UND viele Gespräche geführt und Workshops durchgeführt. Wir haben den Mythos der «ständigen Erreichbarkeit» entzaubert und an den Erwartungshaltungen gearbeitet. Natürlich ist es toll, wenn ich die Person, die ich suche, immer erreichen kann. Aber Hand aufs Herz: In den meisten Fällen sind meine Anliegen nicht so zeitkritisch, dass ich nicht einen Tag oder zwei auf eine Antwort warten kann.

Was hat sich im Tiefbauamt inzwischen verändert?
MH: Wir haben uns stark auf flexible Arbeitszeitmodelle konzentriert. Home Office ist verbreitet. Inzwischen arbeiten viele Projektleitende (Ingenieur*innen) mit Pensen zwischen 60 und 80 Prozent – und es geht! Zwei Ingenieurinnen haben sich in den letzten Jahren eine Stelle zu je 50 Prozent geteilt. Auch dieses Modell hat sich sehr bewährt. Nun hat die eine Frau gekündigt und wir bleiben bei diesem Modell und werden die zweite Stellenhälfte wieder ausschreiben.

Wie sieht es auf Führungsstufe aus?
MH: Da ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten. In der Geschäftsleitung arbeiten alle 100 Prozent, unter den Bereichsleitenden gibt es eine Person, die 80 Prozent arbeitet, und alle Gruppenleitenden arbeiten 100 Prozent.

Wie reagiert der Arbeitsmarkt auf Ihre Offensive im Bereich Vereinbarkeit?
MH: Wir stellen fest, dass junge Ingenieur*innen ganz selbstverständlich einen freien Tag pro Woche für die Familienarbeit erwarten. Darauf können wir jetzt mit individuell zugeschnittenen Angeboten antworten. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken wird, auch im handwerklich-technischen Bereich, wo wir heute noch kaum etwas davon spüren.

Was ist noch zu tun im Tiefbauamt?
MH: Wir sind daran, den Arbeitsgruppen im handwerklichen Bereich mehr Zeitautonomie anzubieten, damit nicht mehr starre Arbeitszeiten gelten, sondern sie ihre Anfangs- und Schlusszeiten zumindest teilweise selbst festlegen können. Wir verstärken die interne Kommunikation über die Möglichkeiten, die wir unseren Mitarbeitenden bieten. Und gegen aussen verwenden wir das Logo des «Prädikats Familie UND Beruf» in den Stelleninseraten. Wir wollen nicht nur Gutes tun, sondern auch darüber sprechen.

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