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Li Mollet

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Die Autorin Li Mollet notiert, schreibt, seit ihrem vierundzwanzigsten Lebensjahr. Nach dem Studium (Erziehungswissenschaften und Philosophie) unterrichtete sie an einer Fachhochschule und an mehreren Gymnasien. Li Mollet erhält das Weiterschreiben-Stipendium für ihre farben- und bilderreichen Texte, in denen sie durch Fragen, Ausprobieren und als feine Beobachterin Denken und Leben in alle Richtungen auslotet.

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Laudatio der städtischen Literaturkommission

Fragen sind schöner als Antworten

«Fragen sind schöner als Antworten», heisst es in Li Mollets Buch und jemand winkt. Ein Satz, der in Zeiten von schnellen Antworten, wie der unsrigen, Ruhe und Raum schafft. Indem sich Li Mollet an das Fragen und Experimentieren hält, indem sie auf ungeahnte Möglichkeiten hinweist, gelingt es ihr, in ihren meist kurzen Textstücken, Gedanken- und Lebensräume in grosser Tiefe auszuloten. «Man könnte sprechen von....», «man müsste bedenken....», «wie wäre es, wenn...» sind häufige Formulierungen, mit denen eine Fährte aufgenommen wird. Und interessant wird es dann, wenn ein Plan nicht planmässig verläuft. Wie wäre es zum Beispiel, wenn auf dem Hinweg einer gemeinsamen Reise der Lebensgefährte bei der Zwischenstation den Zug verpasst, weil er in der Bahnhofsunterführung zwei Glacés holen geht und man sich durch diesen Zwischenfall gänzlich aus den Augen verlöre – auch über die Reise hinaus? Wie wäre es, wenn der Hund mitten auf der Strasse liegen bliebe, nur kurz den Kopf heben und wieder weg auf seien Pfoten drehen würde, obwohl der Fahrer des herangekommenen Autos hupt, aussteigt und schimpft? Wie wäre es, wenn ein Paar für eine gewisse Zeit zwei weitere Personen aufnimmt in den Haushalt und sich ganz neue Anziehungen entwickeln? So wecken Li Mollets Texte in ihren Leserinnen und Lesern die Lust am Fragen und eine Freude am Ausprobieren.

Und es ist nicht so, dass man bei diesem offenen Suchen nicht vorankäme: «Ich vermute», sagt Charlotte nämlich in nichts leichter als das, «es kräftigt die Sprache, wenn sie versucht für das Unaussprechliche andere Wörter zu finden». Wichtig ist es, dem Eigenen nahe zu bleiben und dem, was als Ahnung vor einem schwebt.

Auch wenn Li Mollet mit heller Lockerheit erzählt, kommen Schwierigkeiten, gerade im Umgang der Menschen miteinander, sehr deutlich zur Sprache. «Kein Zweifel», heisst es an einer Stelle, «der Weg durch die Welt ist schwieriger zu finden, als der Weg darüber hinaus» undde «Safari im Eigenen» ist ein Abenteuer.

Eine weitere Schönheit von Li Mollets Texten, ist ihr Farben- und Bilderreichtum. Wie eine Malerin verteilt sie an manchen Stellen in einer weiten Bewegung die Buchstaben auf dem Blatt: «Die Augenbraue, eine markante Linie unter der Stirn, ein Wulst. Schattenseide»; ein altes Anatomiebuch, durch das ausgerechnet bei der Seite mit dem Herzen ein Riss geht; ein Abend, an dem Silber und Porzellan auf Damast stehen. «Man könnte versuchen, die Wörter zum Glänzen zu bringen und die Gedichte auf Podeste zu stellen», steht im Band Erzählen macht Sinn. Ja, dass Sie, Frau Mollet, die Wörter auch weiterhin zum Glänzen bringen – darauf hoffen wir!

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