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Kinder und Jugendliche

Der Anteil der unmündigen Kinder an der Stadtbevölkerung Berns betrug im späten Mittelalter ungefähr 34 Prozent.

Das grundlegende Problem bei der Ermittlung von Bevölkerungszahlen (Bevölkerungszahlen im Vergleich) spätmittelalterlicher Städte besteht darin, die ungefähre Zahl der in den Quellen ungenannten minderjährigen Kinder und Jugendlichen zu bestimmen. Friedrich Emil Welti löste dieses Problem, indem er den von Ferdinand Buomberger aus dem Steuerregister von Freiburg im Uechtland für 1447/48 ermittelten Anteil von durchschnittlich 1,89 Kindern pro Ehepaar auf die Stadt Bern übertrug und den insgesamt 829 im Tellbuch nachgewiesenen Ehepaaren noch 1’567 unmündige Kinder zuordnete.[1] Gleichzeitig schätzte er die Gesamtzahl der Kinder verwitweter oder allein erziehender Eltern unter Einbezug der 46 im Oberen Spital (Oberes Spital) lebenden Waisen auf etwa 150 Personen. Bei allen mehrdeutigen Angaben wie ire kind oder sin husgesind ging Welti jeweils von je einer Frau und je einem Mann aus. Auf diese Weise errechnete er für Bern um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine Gesamtbevölkerung von rund 5’000 Personen. Davon bezeichnete er 1’713 Einwohner als erwachsene Frauen und 1’566 als erwachsene Männer.[2] Der Anteil der unmündigen Kinder betrug mit 1’717 Personen rund 34 Prozent der Stadtbevölkerung, was dem durchschnittlichen Kinderanteil anderer spätmittelalterlicher Städte im Reich entspricht.[3] Einen zeitgenössischen Anhaltspunkt über die Grösse der minderjährigen Stadtbevölkerung Berns gibt die Stadtchronik Konrad Justingers. Dieser zählt 1415 bei der Ankunft König Sigismunds von Luxemburg in Bern etwa fünfhundert junger knaben under sechszehen jaren, die der Rat zur Begrüssung vor dem Oberen Spitaltor versammelte.[4]

Roland Gerber, 25.06.2020



[1]    Ferdinand Buomberger: Bevölkerungs- und Vermögensstatistik in der Stadt und Landschaft Freiburg um die Mitte des 15. Jahrhunderts (Freiburger Geschichtsblätter 6 und 7), Freiburg 1900.

[2]    Friedrich Emil Welti (Hg.): Das Tellbuch der Stadt Bern aus dem Jahre 1448, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 33 (1936), S. 353-486, hier 453-455. In Nürnberg lebten im Jahre 1450 6’238 Frauen und 5’228 Männer. Davon waren 1’800 Nichtbürger, 446 Kleriker und 150 Juden; Gerhard Pfeiffer (Hg.): Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, München 1971, S. 194.

[3]    Heute wird in der deutschen Stadtgeschichtsforschung am Ende des Mittelalters davon ausgegangen, dass der Anteil der unmündigen Kinder an der gesamten Stadtbevölkerung in der Regel zwischen 25 und 35 Prozent betrug; Eberhard Isenmann: Die deutsche Stadt im Spätmittelalter 1250-1500. Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Stuttgart 1988, S. 30.

[4]    Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 360, S. 217f.

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