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Tellbuch von 1448

In dem am 11. November 1448 angelegten Vermögenssteuerregister wurden erstmals alle erwachsenen Einwohner der Stadt namentlich aufgelistet.

Die bis heute zuverlässigste statistische Auswertung über die Bevölkerungszahl der Stadt Bern im späten Mittelalter verfasste Friedrich Emil Welti im Jahre 1936 über das Tellbuch von 1448.[1] Das am 11. November 1448 angelegte Tellbuch ist das einzige aus dem Mittelalter überlieferte Vermögenssteuerregister Berns, in dem nicht nur die steuerpflichtigen Haushaltvorstände, sondern weitgehend alle erwachsenen Einwohner, die zur Zeit der Steuererhebung in der Stadt wohnten, namentlich aufgezeichnet wurden. Neben den Haushaltvorständen listet der Tellschreiber die erwachsenen Mitglieder eines Haushalts (Haushaltsgrösse und Familie), die Insassen der städtischen Klerikergemeinschaften wie Spitäler (Spitäler), Beginenhäuser (Beginenhäuser) und Bettelordensklöster sowie Priester, arme Hausgenossen und sogar die in der Stadt lebenden Bettler auf.[2] Auch Bewohner, die wie Stadtarzt, Schulmeister und Nachrichter nur vorübergehend oder zu speziellen Bedingungen im Stadtgebiet ansässig waren und deshalb der allgemeinen Steuerpflicht nicht unterlagen, werden im Tellbuch namentlich aufgeführt.[3] Einzig die minderjährigen Kinder (Kinder und Jugendliche), das heisst, jene Personen, die das 15. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten und noch im väterlichen Haushalt wohnten, fehlen im Steuerregister. Die Ausnahme sind 46 unmündige Waisenkinder, die zur Zeit der Niederschrift des Tellbuches im Oberen Spital (Oberes Spital) lebten.[4]

Roland Gerber, 25.06.2020



[1]    Friedrich Emil Welti (Hg.): Das Tellbuch der Stadt Bern aus dem Jahre 1448, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 33 (1936), S. 353-486, hier 441-456.

[2]    Zur Besteuerung sesshafter Bettler vgl. Bronislaw Geremek: Geschichte der Armut. Elend und Barmherzigkeit in Europa, München 1991.

[3]    Im Tellbuch von 1448 werden neben Meister Johannes dem Nachrichter und dem städtischen Lateinschulrektor Meister Wölfli auch der Stadtarzt Peter von Ulm namentlich aufgeführt; Friedrich Emil Welti (Hg.): Das Tellbuch der Stadt Bern aus dem Jahre 1448, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 33 (1936), S. 353-486, hier 404, 427 und 430.

[4]    Friedrich Emil Welti (Hg.): Das Tellbuch der Stadt Bern aus dem Jahre 1448, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 33 (1936), S. 353-486, hier 403.

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