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Bau und Ausstattung des Münsters

Der Bau des neuen Münsters war das teuerste Bauvorhaben in der spätmittelalterlichen Stadt Bern und kostete über 100'000 Gulden.

Trotz der unsicheren Haushaltslage zu Beginn des 15. Jahrhunderts beschlossen Schultheiss und Räte kurz nach der Fertigstellung des neuen Rathauses (Rathaus), die alte Pfarrkirche (Pfarrkirche von St. Vinzenz) durch einen prunkvollen Neubau zu ersetzen.[1] Dieser sollte die Dimensionen des benachbarten Freiburger Münsters noch übertreffen.[2] Um das ehrgeizige Bauvorhaben umsetzen zu können, berief der Rat im Herbst 1420 den unter seinem Vater in der berühmten Strassburger Münsterbauhütte tätigen Steinmetzmeister Matthäus Ensinger als Münsterbaumeister nach Bern.[3] In Anwesenheit des Schultheissen Rudolf Hofmeister und des Leutpriesters von St. Vinzenz Johannes von Thun wurde daraufhin am 11. März 1421 nach einer mehrmonatigen Planungs- und Vorbereitungsphase feierlich der Grundstein zur neuen Stadtkirche gelegt.[4]

Der Neubau der St. Vinzenzenkirche kann als das grösste und teuerste kommunale Bauvorhaben Berns im Mittelalter bezeichnet werden. Das neue Münster war im Unterschied zu allen übrigen städtischen Gebäuden ein reiner Kunstbau, der vollständig aus teuren Sandsteinquadern aufgeführt und mit einem reichen Baudekor überzogen wurde.[5] Die vom Rat vor Baubeginn auf über 100'000 Gulden geschätzten Baukosten übertrafen sämtliche bisher getätigten Bauaufwendungen der Stadt. Schultheiss und Rat übten zwar auch beim Bau des Münsters die oberste Bauherrschaft aus, die Baufinanzierung versuchte er jedoch ähnlich wie bei der Errichtung der Kirchhofmauer (Münsterplattform) im 14. Jahrhundert so weit als möglich auf kirchliche Institutionen und die Bürgerschaft der Stadt abzuwälzen. Um aber trotzdem die Kontrolle über die Baufinanzen zu behalten, bestimmte der Rat zwei Ratsherren, die als städtische Kirchenpfleger die grundherrlichen Einkünfte der St. Vinzenzkirche sowie die frommen Stiftungen der Stadtbevölkerung zu verwalten und diese der Münsterbauhütte zuzuführen hatten.

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]    Roland Gerber: Öffentliches Bauen im mittelalterlichen Bern. Verwaltungs- und finanzgeschichtliche Untersuchung über das Bauherrenamt der Stadt Bern 1300 bis 1550 (Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern 77), Bern 1994, S. 45-50.

[2]    Zur Baugeschichte des Berner Münsters vgl. Kdm Bern IV, S. 16-215.

[3]    Zu Leben und Werk des ersten Berner Münsterbaumeisters Matthäus Ensinger vgl. Luc Mojon: Der Münsterbaumeister Matthäus Ensinger (Berner Schriften zur Kunst 10), Bern 1967.

[4]    Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 469 und 470, S.289-291.

[5]    Zu den erhöhten Produktionskosten von Steinmetzarbeiten gegenüber gewöhnlichen Maurerarbeiten vgl. Georg Germann: Bauetappen des Berner Münsters, in: Unsere Kunstdenkmäler (1985), S. 264f.

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