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Ablasshandel führt zu Stiftungen

Die Päpste unterstützten die Finanzierung des Münsterbaus, indem sie dem Rat grosszügige Ablässe gewährten.

Eine wichtige Rolle bei der Baufinanzierung spielten während der gesamten Bauzeit die kirchlichen Ablässe. Für deren Erlangung schickte der Rat wiederholt hochrangige Gesandtschaften nach Rom. Bereits drei Jahre vor der Grundsteinlegung zum neuen Münster nutzte der Rat die Anwesenheit Papst Martins V. in Bern, einen zehnjährigen Ablass zugunsten des geplanten Kirchenbaus zu erhalten und die Kirchensätze von Grenchen, Aeschi, Aarberg und Ferenbalm in die Kirchenfabrik von St. Vinzenz inkorporieren zu lassen.[1] Trotz dieses 1418 gewährten päpstlichen Ablasses schienen der Münsterbauhütte jedoch nur in ungenügendem Masse Stiftungen aus der Bevölkerung zugekommen zu sein.[2] Um den begonnenen Kirchenbau aber dennoch weiterführen zu können, liess sich der Rat 1427 vom Deutschen Orden das Recht übertragen, die Seitenkapellen im neuen Münster an einzelne Bürger zu verleihen, die dafür die Baukosten der betreffenden Kapellen übernahmen. Auf diese Weise entstand in den Jahren zwischen 1423 und 1453 ein Kranz von Privatkapellen um die alte St. Vinzenzkirche. Auch das Nordportal des Münsters scheint zum grössten Teil mit Hilfe privater Gelder aufgeführt worden zu sein. Dasselbe gilt für den 1430 begonnenen Bau des Altarhauses und die Einsetzung der farbigen Chorfenster, die mit Ausnahme des Passions- und des Hostienmühle-Fensters hauptsächlich über private Stiftungen finanziert wurden. Nach dem Tod von Niklaus von Diesbach beispielsweise liessen seine Söhne 1436 das Sakramentshaus im Chor anfertigen, das allein über 300 Gulden kostete. Weitere 2’500 Gulden vermachte der Verstorbene testamentarisch an Baumassnahmen im Münster sowie an die Ausstattung der Altarpfründen.[3]

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]    Zur Baufinanzierung des Berner Münsters vgl. Georg Germann: Bauetappen des Berner Münsters, in: Unsere Kunstdenkmäler 36 (1985), S. 263-269; sowie Kathrin Utz Tremp: Die mittelalterliche Stadt und der Münsterbau, in: Das jüngste Gericht. Das Berner Münster und sein Hauptportal, Bern 1982, S. 10-25.

[2]    So bemerkt Konrad Justinger in seiner Chronik: Do zugen doch frome lüte, gewaltig und ungewaltig, so vast fürsich und wolten nit ablassen, daz do aber gesamnot und geheissen wart, daz man daz werk anvachen solt; Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 469, S. 289f.

[3]    Hans Morgenthaler: Bilder aus der älteren Geschichte der Stadt Bern, Bern 1935 (2. Auflage), S. 99.

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