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Wahlprozedere an Ostern

In den verschiedenen «Stuben» des Rathauses fanden an den Osterfeiertagen jeweils die jährlichen Ratswahlen statt.

Das komplizierte, mehrtätige Wahlprozedere an Ostern fand in den verschiedenen Räumlichkeiten des Rathauses (Rathaus) statt.[1] Innerhalb einer Woche versammelte sich ein Grossteil der erwachsenen Haushaltsvorstände Berns in der grossen Säulenhalle im Erdgeschoss oder in den beiden Ratsstuben. Am Gründonnerstag begaben sich die Mitglieder des Kleinen Rats zusammen mit den Wahlmännern aus den vier Vennergesellschaften (Vennerviertel und Vennergesellschaften) nach der Frühmesse vom Münster (Pfarrkirche von St. Vinzenz)  in die Burgerstube. Dort nominierten sie die neuen Grossräte. Am Karfreitag und -samstag ruhten die Wahlgeschäfte und die Stadtbewohner begingen das Osterfest. Am Ostermontag verlass der Stadtschreiber (Stadtschreiber und Kanzlei) in der grossen Säulenhalle dann die wichtigsten städtischen Gesetze sowie die Namen der neu gewählten beziehungsweise im Amt bestätigten Grossräte – deren Wahlfähigkeit er am Tag zuvor anhand von Listen und Amtsbüchern überprüft hatte. Danach versammelten sich alle Ratsherren wiederum in der Burgerstube, wo sie einen Eid auf die Stadtverfassung und die geltenden Gesetze ablegten. Erst mit dieser Eidesleistung waren sie legitimiert, zuerst den Schultheissen und anschliessend alle anderen wichtigen Ratsämter (Ratsämter und Behörden) zu besetzen. Nach dem Mittagessen nominierte eine zweite Gruppe von Wahlmännern die Mitglieder des Kleinen Rats. Am Osterdienstag verlass der Stadtschreiber auch deren Namen in der Säulenhalle. Die versammelten wahlberechtigten Haushaltsvorstände übertrugen dem neu konstituierten Rat daraufhin per Akklamation die Regierungsverantwortung für das kommende Jahr. Abgeschlossen wurden die Wahlhandlungen jeweils am Mittwoch nach Ostern mit der Wahl der niederen städtischen Amtsleute und deren Vereidigung auf den Rat.

Roland Gerber, 10.02.2018



[1]    Regula Schmid: Wahlen in Bern. Das Regiment und seine Erneuerung im 15. Jahrhundert, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 58 (1996), S. 233-270.

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