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Bau des Küngsbrunnes – eine Fehlinvestition?

Der 1481 beschlossene Bau des Küngsbrunnens westlich der Stadt endete in einem finanziellen Fiasko.

Das ehrgeizigste mittelalterliche Brunnenprojekt erwuchs der Stadt mit dem Bau des so genannten Küngsbrunnens, mit dem 1480 begonnen wurde. In diesem Jahr beauftragte der Rat einen Brunnmeister aus der Waadt[1], auf dem westlich der Stadt gelegenen Küngsberg eine neue Brunnstube einzurichten, von der aus die bestehenden städtischen Stockbrunnen (Sod- und Stockbrunnen) zukünftig mit ausreichend Frischwasser versorgt werden sollten. Der Bau des Küngsbrunnens schien vom auswärtigen Brunnmeister (Brunnmeister) selbst angeregt worden zu sein, indem er versprach, solange keinen Lohn zu fordern, bis das Brunnenprojekt erfolgreich beendet sei. Am 29. November 1481 beschlossen Schultheiss und Rat, für den Bau des Küngsbrunnens 60 Baumstämme aus dem Bremgartenwald zur Verfügung zu stellen und den Brunnmeister bei erfolgreicher Beendigung der Arbeiten mit 100 Gulden und 6 Mütt Weizen zu entlöhnen. Unter Mithilfe aller städtischer Handwerke und Gesellschaften (Zünfte und Gesellschaften) sowie der Bewohnerschaft der benachbarten Landgemeinden, die in Fronarbeit am neuen Brunnen arbeiteten, wurde daraufhin über ein Jahr lang gegraben. Doch der Erfolg blieb aus. Die wasserreiche Brunnstube wurde nicht gefunden und das Werk misslang. Der burgundische Brunnmeister machte sich aus dem Staub und hinterliess dem Stadthaushalt grosse Unkosten und eine ganze Anzahl von Personen, die sich während der Grabungsarbeiten im Küngsbrunnen verletzt hatten. Der Chronist Diebold Schilling schloss sein Kapitel über das misslungene Brunnenprojekt mit den Worten: So hat ouch dasselb wasser ietzmalen ein stat von Bern und ir inwoner me costet, dann wer es guter Rifwin [teurer Waadt­länderwein] gewesen.[2]

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]     Nach dem Stadtschreiberschuldrodel zu schliessen, stammte der Brunnmeister aus Orbe im Kanton Waadt; Stadtschreiberschuldrodel II, Staatsarchiv Bern, A I 802, S. 218; sowie Hans Morgenthaler: Die ältere Trinkwasserversorgung der Stadt Bern, Bern 1951, S. 16.

[2]     Gustav Tobler (Hg.): Die Berner Chronik des Diebold Schilling 1468-1484, 2 Bde., Bern 1897/1901, hier Bd. 2, Nr. 412.

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