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18. Juni 2019 | Gemeinderat, Direktionen

«Kunstplätze»: Künstler Florian Graf verschenkt 25'000 Franken

Im Herbst 2018 gewann der Basler Künstler Florian Graf den Wettbewerb «Kunstplätze», welchen die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum für den Berner Stadtteil V (Breitenrain-Lorraine) ausgeschrieben hatte. Seine Idee: Er verschenkt die für die Umsetzung des Kunstprojektes reservierte Summe von insgesamt 25'000 Franken an Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Nordquartier. Die Kunstaktion läuft vom 18. Juni bis 25. August 2019.

Wer im Stadtteil V lebt oder arbeitet, erhält im Sommer 2019 eine einmalige Chance: Ein Künstler verschenkt hier eine Summe von insgesamt 25'000 Franken an diejenigen, die ihn mit ihren Wünschen am besten überzeugen können. Das ungewöhnliche Projekt des Basler Künstlers Florian Graf ging aus einem Wettbewerb hervor, den eine Jury mit Fachpersonen und Quartiervertretungen im Auftrag der städtischen Kommission für Kunst im öffentlichen Raum unter dem Titel «Kunstplätze» organisierte. Die Jury suchte nach einem Kunstprojekt, an dem sich die Bevölkerung des Nordquartiers beteiligen könnte – und entschied sich für den überraschendsten Vorschlag: Statt das Budget für die Produktion einer Skulptur oder Veranstaltung einzusetzen, reicht es der Künstler weiter.

Dokumentation der Aktion in Film und Buch

Die Aktion «Künstler verschenkt 25'000 Franken» wird mit Postern beworben. Die sogenannten Wunschformulare fragen die Bewerberinnen und Bewerber nach Angaben zur Person (inkl. Foto) und zum Zweck der gewünschten Anschaffung. Diese Formulare nimmt der Künstler am 23. und 25. August in der alten Fischerei, dem Schulungsraum im Botanischen Garten, persönlich entgegen. Anschliessend entscheidet er alleine und abschliessend über die Vergabe der Beträge. Ein Film und ein Künstlerbuch dokumentiert die Anträge, die Schenkung und die Ausgaben. Film und Buch werden am 15. Dezember im Restaurant Löscher in einer Matinée öffentlich vorgestellt.

Diskussion der Jury: Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen

In der Jury nahmen Sachverständige unter anderem aus der Kommission für Kunst im öffentlichen Raum und Quartiervertretungen Einsitz. Der Künstler, so der Jurybericht, werfe «mit seinem ‘Wunschformular’ grundsätzliche und präzise Fragen auf: Wie kommen wir aus der Rolle der (Kunst-)Konsumenten in die Rolle der Teilhabenden? Was ist die Rolle des Künstlers - in einer Gesellschaft, in der neuerdings alle kreativ sein müssen? Der Künstler denkt die Wettbewerbsfrage der ‘Kunstplätze’ zu Ende - und nimmt in der Umsetzung das potenziell voyeuristische Format aktueller TV-Formate auf. Welche geheimen Wünsche schlummern im Quartier? Wer outet sich öffentlich mit seinem Begehren? Alle, die jetzt sagen, Kunst sei reine Geldverschwendung: Her mit Euren besseren Ideen!»

Herzenswünsche und Grundbedürfnisse

Florian Grafs Vorhaben, so die Jury weiter, sei «eine bewusst gesetzte, intellektuell kalkulierte Provokation, die auch ethische Fragen der Gegenwart aufwirft - die kollektive Vereinbarung über Wünsche und Werte, die Aushandlung des Gegenwerts von Arbeit, die Frage nach dem Grundeinkommen. Florian Grafs Vergabungen dürften Luxuswünsche gegen Grundbedürfnisse ausspielen, Visionen gegen Banalitäten. Sein Projekt macht unseren Wohlstand im wirtschaftlichen Gefälle der Welt sichtbar – und könnte doch auch echte Bedürfnisse im Quartier aufdecken.»

Entstehen könnte so ein spannendes Abbild des Quartiers, dem sich auch konkrete und ungewohnte Handlungsspielräume öffnen.

Weitere Infos: www.bern.ch/floriangraf, www.floriangraf.ch und www.bern.ch/kunstplaetze

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