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Referat anlässlich der Medienkonferenz «Gegenvorschlag zur Stadtklima-Initiative»

22. Februar 2024

Referat von Gemeinderätin Marieke Kruit, Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün, anlässlich der Medienkonferenz «Gegenvorschlag zur Stadtklima-Initiative», 22. Februar 2024

(Es gilt das gesprochene Wort)

Geschätzte Damen und Herren, liebe Medienschaffende

Die Veränderung des Klimas und die zunehmende Hitze stellen eine Herausforderung dar – generell aber im Besonderen für die Städte. Denn asphaltierte, versiegelte Flächen heizen sich stärker auf als Naturböden, hinzu kommt die dichte Bebauung. Entsprechend stark spielt in den urbanen Gebieten der Hitzeinsel-Effekt.

Die Anpassung der Städte an die zunehmende Hitze ist ein verhältnismässig junges Thema und noch nicht allzu lange im öffentlichen Fokus. Wir alle befinden uns noch in einem Lernprozess. Klar ist aber: Das Thema ist wichtig und wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch wichtiger werden. Klimaanpassungen haben für die Stadt Bern denn auch eine sehr hohe Priorität – und die Stadt hat auch schon einiges vorzuweisen.

Zu erwähnen ist etwa das operative Arbeitsinstrument für Fachpersonen «Bern baut – Planen und Projektieren im öffentlichen Raum», bei dem das klimaangepasste Bauen im Zentrum steht. Weiter hat die Stadt unter wissenschaftlicher Begleitung die Fussgängerzone Bümpliz klimaangepasst umgestaltet. Demnächst wird die Optingenstrasse im Rahmen eines Public-Private-Partnership nach dem Schwammstadt-Prinzip aufgewertet. Seit 2018 betreibt die Stadt gemeinsam mit der Universität Bern das Messnetz Stadtklima Bern, das die städtischen Wärmeinseln mit Temperatursensoren erfasst. Zudem wird generell ein konstanter Austausch mit der Wissenschaft und mit anderen Städten, etwa Zürich und Hamburg, gepflegt.

Dank all dieser Projekte und Aktivitäten haben wir schon viel gelernt. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass Entsiegelungen zwar eine wichtige Voraussetzung für Klimaanpassungen darstellen, allein aber nicht genügen. Um eine effektive Kühlung zu erzielen, braucht es zusätzlich Begrünung und Wasser. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Schwammstadt-Prinzip: Regenwasser kann lokal versickern. Der Untergrund ist so ausgestaltet, dass er das Wasser zurückhalten und speichern kann – der Boden saugt sich voll wie ein Schwamm. Die Begrünung nutzt dann dieses Wasser wieder und erzielt über Verdunstung einen Kühlungseffekt. Die effektivste Form der Begründung stellen in diesem Zusammenhang Bäume dar.

Weil sich der Gemeinderat der zentralen Bedeutung des Schwammstadtprinzips bewusst ist, hat er sich entschieden, einen Gegenvorschlag zur Stadtklima-Initiative auszuarbeiten. Zwar teilt er die Anliegen und die Stossrichtung der Initiative. Mit dem Gegenvorschlag kann aber dem aktuellen Wissensstand, gerade im Hinblick auf das Schwammstadt-Prinzip, noch besser Rechnung getragen werden. Dies weil der Fokus weg vom reinen Entsiegeln hin zur effektiven Wirksamkeit der Massnahmen verschoben wird.

Der Kern des Gegenvorschlags bildet das Konzept der «klimawirksamen Flächen». Dieses sorgt dafür, dass Massnahmen mit einem höheren Wirkungsgrad stärker gewichtet werden als Massnahmen mit einem tieferen Wirkungsgrad. Zudem werden Anreize gesetzt, Massnahmen an Orten umzusetzen, wo sie am nötigsten und wirkungsvollsten sind.

Fakt ist aber auch, dass öffentliche Infrastrukturprojekte häufig längere Vorlaufzeiten haben. Um jährliche Ziele erreichen zu können, wie es die Stadtklima-Initiative verlangt, müssen wir deshalb besonders auf rasch umsetzbare Projekte setzen. Das tun wir bereits seit einiger Zeit, etwa mit dem bereits erwähnten Projekt an der Optingen-strasse. So gewinnen wir wichtige Erkenntnisse, die wir für weitere Planungen einsetzen können - auch im Rahmen von Grossprojekten.

Bei Klimaanpassungen geht es immer auch um die Gestaltung des öffentlichen Raums. Dieser ist beschränkt, gleichzeitig steigen die Nutzungsansprüche. Deshalb ist es wichtig, ganzheitlich zu denken. Verkehr spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Priorisierung der flächeneffizienten und stadtverträglichen Mobilität und die klimaangepasste Gestaltung des öffentlichen Raums gehen Hand in Hand.

Um Handlungsspielraum für Klimaanpassungen im öffentlichen Raum zu erhalten, müssen und wollen wir die Förderung der nachhaltigen Mobilität weiterführen. Der Handlungsbedarf ist gross – darum wollen wir uns ambitionierte Ziele setzen. Nicht aus den Augen verlieren dürfen wir dabei die Umsetzbarkeit. Denn nur umgesetzte Massnahmen nützen etwas. Mit dem Gegenvorschlag setzen wir uns darum ambitionierte, aber realisierbare Ziele. Es sind nicht nur die Stadtfinanzen, die das Tempo der Umsetzung begrenzen. Auch der Fachkräftemangel hat einen Einfluss, ebenso die gut gefüllten Auftragsbücher der Firmen.

Ich bin überzeugt, dass der «Stadtklima-Gegenvorschlag» des Gemeinderats der klimaangepassten Gestaltung des öffentlichen Strassenraums den zusätzlichen Schub verleihen kann, den auch die «Stadtklima-Initiative» anstrebt. Diese Anstrengungen werden etwas kosten. Aber es ist gut investiertes Geld in unsere Zukunft. Denn es ist höchste Zeit, dass wir unsere Städte fit machen für das veränderte Klima.

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