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Grussbotschaft anlässlich der Delegiertenversammlung des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente

3. Mai 2025

Grussbotschaft von Stadtpräsidentin Marieke Kruit anlässlich der Delegiertenversammlung des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente, 3. Mai 2025

(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Jugendparlamentarierinnen und Jugendparlamentarier

Ich heisse Sie herzlich in der Stadt Bern willkommen. Sie haben einen spannenden Tagungsort gewählt, hier in der Energiezentrale Forsthaus.

Hier entsteht aus Abfall Fernwärme und Strom. Bis zu 700 Tonnen gehen hier pro Tag durch den Ofen. Damit werden 38’000 Haushalte mit Strom und 24’000 Haushalte mit Wärme versorgt. Dabei entsteht auch: Viel warme Luft. Achtung: Wir sind immer noch beim Ort hier, der Kehrichtverbrennungsanlage, und nicht bei den blöden Klischees über Politik und langfädige Debatten.

Bevor ich Stadtpräsidentin von Bern wurde, war ich als Gemeinderätin – so heisst bei uns die Stadtregierung – unter anderem für den Abfall zuständig. Dafür zu sorgen, dass die Abfallsäcke pünktlich abgeholt werden und es sauber ist in der Stadt: Auch das ist Politik. Sehr konkret. Nah am Leben der Menschen. Und unbestreitbar wichtig.

Der DSJ feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Happy Birthday! Der 30-jährige Geburtstag. In meinem Alter wird man beim Gedanken daran fast etwas nostalgisch. Ich erinnere mich dabei an das Gefühl, sich nun ernsthaft erwachsen zu fühlen. Schon viele Erfahrungen gemacht zu haben. Aber gleichzeitig in der festen Überzeugung, dass das Beste noch vor einem liegt. Ich bin überzeugt: Dem DSJ wird es genauso gehen.

In den letzten 30 Jahren ist viel passiert. Vor etwa 30 Jahren trällerte dauernd “I schänke dir mis Härz» durchs Radio, der wohl bekannteste Hit von Züri West. Falls ihr euch fragt: Radio? Das war das, was wir gehört haben, bevor es Podcasts gab. Falls ihr euch fragt: Züri West? Das war mal eine grosse Nummer. Und ist es für Leute wie mich immer noch. Fragt sonst mal eure Eltern.

Vor 30 Jahren, Mitte der Neunziger Jahre, da war die Welt gefühlt ziemlich eine andere. Der Kalte Krieg war vorbei. Dieses sich unerbittlich Gegenüberstehen von zwei Blöcken – rund um die USA auf der einen, und der Sowjetunion auf der anderen Seite. Es herrschte Aufbruchstimmung. Und die weit verbreitete Auffassung, dass die Demokratie die unbestrittene Zukunft darstellt. Ein US-Amerikanischer Politikwissenschaftler, Francis Fukuyama, hat in dieser Zeit ein Buch geschrieben, das diesen Eindruck auf die Spitze trieb. Es heisst “The End of History» – Das Ende der Geschichte. Darin argumentiert er, grob zusammengefasst: Jetzt hat sich die Demokratie durchgesetzt, die Evolution der Regierungsformen ist nun abgeschlossen. Und damit auch: Das Ziel ist erreicht. 30 Jahre später – ich sage nur Putin und Trump – hört sich das wie ein schlechter Witz an.

Aber ich finde den Gedanken auch sonst nicht passend zur Demokratie. Denn wenn das Ziel erreicht ist, dann braucht man nicht mehr in die Pedale zu treten. Aber genau davon lebt unsere Demokratie: Dass wir in die Pedale treten. Dass möglichst viele ihren Beitrag dazu leisten. Dass Menschen fürs Gemeinwohl Verantwortung übernehmen.

Ich bin überzeugt: Sie sehen das ähnlich. Darum sind Sie heute hier und engagieren sich. Demokratie ist häufig anstrengend – das gehört dazu. Aber sie muss nicht möglichst anstrengend sein. Das zeigen Sie auch mit Ihrem Projekt “easyvote». Politische Vorlagen möglichst verständlich erklären und so die Hürden gerade auch für Junge Menschen abbauen, sich an Abstimmungen zu beteiligen: Das ist ein wertvoller Beitrag zu unserer Demokratie.

Politik lebt auch von gut geführten Debatten. Vielleicht war es für einige von Ihnen auch die Lust an pointierten Wortgefechten, die Sie in ein Jugendparlament geführt hat. Zu Recht, denn das ist ein guter Ort, um die rhetorischen Klingen zu schärfen.

Ich möchte Ihnen mitgeben – und damit komme ich zum Schluss – dass nach meiner Erfahrung zum erfolgreichen Politisieren auch das gute Zuhören gehört. Nur wer genau hinhört, kann das gegnerische Argument präzis widerlegen. Und nur wer die Anliegen des Gegenübers versteht, kann gemeinsame Lösungen finden. Und nur mit dem gegenseitigen Zuhören, kann Respekt und Vertrauen entstehen – eine ganz wichtige Währung in der Politik.

Aber genug für den Moment mit dem Zuhören. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche und erfüllende Delegiertenversammlung – und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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