Grusswort anlässlich der Ausstellungseröffnung «Tour de Suisse der Menschlichkeit»
Grusswort von Stadtpräsidentin Marieke Kruit anlässlich der Ausstellungseröffnung «Tour de Suisse der Menschlichkeit», 21. Juni 202
(Es gilt das gesprochene Wort)
Ich freue mich sehr, Sie zur Eröffnung der Ausstellung «Tour de Suisse der Menschlichkeit» der Schweizerischen Flüchtlingshilfe begrüssen zu dürfen.
Dass diese besondere Tour gerade hier in Bern startet, freut mich besonders. Anders als bei der bekannten Radrundfahrt dauert diese Reise mehrere Jahre – und das mit gutem Grund: Denn dies hier ist kein Rennen – wir nehmen uns Zeit. Zeit für Geschichten, für Begegnungen und für Menschen.
Doch worum geht es denn eigentlich? Es geht um Menschen auf der Flucht. Menschen, die hier Schutz suchen. Und darum, dass ihre Geschichten in den hitzigen Asyldebatten oft untergehen.
Tour de Suisse der Menschlichkeit – das mag auf den ersten Blick allenfalls banal klingen. Menschen – das sind wir ja alle. Selbstverständlich. Aber im Zusammenhang mit Flucht, Migration oder Asyl geht es leider oft vergessen. Zu oft. Wenn über «Massenzuwanderung» gesprochen wird, bleiben persönliche Schicksale auf der Strecke. Statt Mitgefühl gibt’s Schlagworte, statt Lösungen werden Ängste geschürt.
Die Frage, wem und auf welche Weise wir in unserem Land Zuflucht und Schutz gewähren, wird zu sehr grossen Teilen politisch entschieden. Um diese Rahmenbedingungen zu verändern, braucht es politische Mehrheiten. Solche Mehrheiten lassen sich nur gewinnen, wenn wir den Blickwinkel richtig setzen. Dies bedeutet in diesem Fall: Dass es in der Flüchtlingspolitik vor allem um Menschen geht. Und genau deshalb sollten wir die demokratischen Entscheide mit der angebrachten Empathie fällen. Die “Tour de Suisse der Menschlichkeit» rückt diesen Aspekt ins Zentrum – und ich finde, dieser Blickwinkel ist alles andere als banal. Im Gegenteil: er ist politisch klug, richtig und wichtig. Denn wer die Menschlichkeit betont, stellt sich bewusst gegen die Verrohung im öffentlichen Diskurs. Und gegen eine Debatte, die oft nur noch hart und kalt geführt wird.
Die Ausstellung zur Tour de Suisse der Menschlichkeit schafft Räume, in denen wir uns als Menschen begegnen und kennenlernen können. Nicht als Teil einer anonymen Masse, sondern als Individuen mit eigenen Geschichten, Erfahrungen und Hoffnungen. Die Ausstellung setzt damit ein Zeichen für Offenheit und Respekt und für die Kraft des persönlichen Austauschs.
Dies alles geschieht in einem überdimensionalen und begehbaren Buch. Ein Buch, das zeigt, wie Integration in der Schweiz gelebt wird – in Ton, Bild und Text. Und wir alle sind eingeladen, nicht nur zuzuhören, sondern auch unsere eigene Perspektive einzubringen. Denn Menschlichkeit ist keine Einbahnstrasse – sie entsteht im Miteinander.
Was tut im Übrigen die Stadt Bern für geflüchtete Menschen? Den beschränkten Spielraum, den sie hat, nutzt sie bestmöglich aus.
Konkret bedeutet dies:
- Menschenwürdige Unterbringung und grundlegende Teilhabe
Die Stadt sorgt gemeinsam mit dem Asylsozialdienst dafür, dass Geflüchtete menschenwürdig untergebracht werden und im Alltag Hilfe erhalten. Zudem setzt sich Bern politisch für eine humane Asyl und Flüchtlingspolitik ein. - Integration durch Sprache, Arbeit und Schule
In den Berner Volksschulen werden neu zugezogene Kinder sofort integriert: zuerst in einem Intensiv-Deutschkurs, dann durch die Aufnahme in Regelklassen. Auch für Erwachsene gilt: eine zügige Integration durch Sprachförderung und Arbeitsmarktzugang. - Partizipation & Mitgestaltung
Die Stadt baut aktiv Beteiligungsmöglichkeiten aus – etwa über das Forum der Migrant*innen und stärkeres Mitwirken in Gemeinderatskommissionen. Die Fachstelle für Migrations- und Rassismusfragen fördert Beratungsangebote und vertritt die Anliegen der Migrationsbevölkerung in der Verwaltung.
Ich danke der Schweizerischen Flüchtlingshilfe und allen Partnerorganisationen für diese inspirierende Initiative.
Ganz besonders danke ich den geflüchteten Menschen, die hier nicht nur mitwirken, sondern mitgestalten – als Teil unserer gemeinsamen Zukunft.
Ich wünsche der Ausstellung viel Aufmerksamkeit – und uns allen viele berührende, bereichernde Begegnungen.
Herzlichen Dank.
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Eröffnung Ausstellung Tour de Suisse der Menschlichkeit, Grusswort von Stadtpräsidentin Marieke Kruit, 21. Juni 2025 (PDF, 85.5 KB) |