Rede anlässlich der Eröffnung des Festivals «BewegGrund.Das Festival»
Rede von Stadtpräsidentin Marieke Kruit anlässlich der Eröffnung des Festivals «BewegGrund.Das Festival», 28. Mai 2025
(Es gilt das gesprochene Wort)
Liebe Festivalmacher*innen,
Liebe Künstler*innen,
Liebe Mitwirkende,
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste
Was für ein schöner Moment: Hier zu stehen – in der Dampfzentrale, mit Ihnen allen – und das BewegGrund Festival 2025 zu eröffnen. Ich freue mich, Sie heute hier willkommen zu heissen – oder besser: gemeinsam mit Ihnen loszulegen. Denn heute beginnt hier nicht nur ein Festival. Heute wollen wir etwas bewegen.
Wir leben in einer Welt, in der vieles genormt ist: Schrauben, Steckdosen, Papierformate. Doch normiert sind nicht nur Dinge, sondern leider auch Menschen. Zumindest dann, wenn man genauer hinschaut, für wen unsere Welt am besten funktioniert und eingerichtet ist: Nämlich für den gängigen Norm-Menschen. Dieser ist männlich, zwischen 20 und 60, gesund, ohne Beeinträchtigungen, ungefähr 180 cm. Für Menschen wie ihn wird vorderhand geforscht, geplant, gebaut, entwickelt, produziert und kommuniziert. Das bedeutet zum Beispiel im Alltag, dass kleinere Menschen gewisse Küchenablagen nicht erreichen können, dass Medikamentendosierungen nicht dem weiblichen Körper entsprechen oder dass einige nicht mitkriegen, was wichtig wäre, weil es ihnen schwerfällt, Texte zu verstehen.
Doch muss man sich damit einfach abfinden? Nein, müssen sie nicht. Denn zum Glück bewegt sich die Welt. Die Vorstellung, dass wir alle gleich sind und dass deshalb auch für alle dasselbe funktioniert, gerät langsam ins Wanken. Und dies vollkommen zu Recht! Denn auf unserer Erde leben über 8 Milliarden Menschen – und keiner dieser Menschen ist wie ein anderer.
Wir sind einzigartig – alle von uns. Und wir verändern uns – manchmal von einem Moment auf den andern. Selbst wer heute der Norm entspricht, kann nicht darauf zählen, dies immer zu tun. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, brauchen wir nicht nur Teilhabe und Inklusion von allen, sondern auch dynamische Normen. Denn Normen sind keine Naturgesetze. Sie sind von uns selbst gemacht und können deshalb auch verändert werden – mit neuen Stimmen, mit neuen Ideen und neuen Perspektiven.
Und genau das macht BewegGrund. Es zeigt, was entsteht, wenn Kunst barrierefrei gedacht und gemeinsam gestaltet wird. Es zeigt, dass Kultur nicht nur zugänglich sein kann, sondern mächtig, berührend und verändernd – wenn alle mitgestalten dürfen.
Für die Stadt Bern ist BewegGrund mehr als ein Festival. BewegGrund zeigt, wie gelebte Vielfalt in Tanz und Performance aussehen und demonstriert, was entstehen kann, wenn Teilhabe möglich ist: nicht mehr vom immer Gleichen, sondern neue und vor allem andere künstlerische Ansätze.
Damit passt das Festival wunderbar in unsere Stadt: Eine Stadt, in der Vielfalt gelebt wird – nicht als Ausnahme, sondern als Selbstverständlichkeit.
Mein herzlicher Dank gilt der Festivalleitung, den beteiligten Institutionen, dem grossartigen Organisationsteam – und natürlich den Künstler*innen: Danke für eure Kreativität, euren Mut und eure Perspektiven. Ohne euch – ohne Sie – gäbe es dieses Festival nicht.
BewegGrund ist eine Einladung: Zum Staunen. Zum Lernen. Zum Verbinden.
Gleich im Anschluss haben Sie mit dem fulminanten Stück «Lived Fiction» der Stopgap Dance Company die Gelegenheit, diese Vielfalt live zu erleben. Im Namen der Stadt Bern wünsche ich dem Festival eine inspirierende Woche – und uns allen: viele bewegende Momente.
Vielen Dank.
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Eröffnung Festival BewegGrund, Rede von Stadtpräsidentin Marieke Kruit, 28. Mai 2025 (PDF, 85.5 KB) |