Rede anlässlich der öffentlichen Chanukka-Feier, 16. Dezember 2025
Rede von Stadtpräsidentin Marieke Kruit anlässlich der öffentlichen Chanukka-Feier, 16. Dezember 2025
(Es gilt das gesprochene Wort)
Lieber Rabbi Josh
Liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinde Bern
Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften
Sehr geehrte Damen und Herren
Ich danke der jüdischen Gemeinde Bern herzlich für die Einladung, heute gemeinsam die Lichter von Chanukka zu entzünden.
Auf Ihrer Einladung steht: Öffentliches Zünden der Lichter des Friedens – mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionen. Frieden und das Verbindende stehen heute Abend im Zentrum.
Diese Absichten sind heute umso wichtiger. Wir sind alle erschüttert über den tödlichen Anschlag auf jüdische Menschen in Sydney. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freundinnen und Freunden.
Sie feierten am Bondi Beach wie wir heute Chanukka. Das jüdische Lichterfest. Es steht symbolisch für religiöse Freiheit und die Hoffnung, dass auch in dunklen Zeiten ein kleines Licht Grosses bewirken kann.
In vielen Glaubenstraditionen spielt Licht eine zentrale Rolle:
- Im Islam wird Gott als Licht über Himmel und Erde beschrieben.
- Im Christentum begleiten uns in der Adventszeit Kerzen und Lichter.
- Kürzlich durfte ich das Diwali-Fest der indischen Gemeinschaft in Bern miterleben.
- Und heute feiern wir hier gemeinsam Chanukka – das Fest des Lichts.
Religiöse Rituale und Feste geben Menschen Orientierung. Sie tragen durch schwere Zeiten und geben Raum für Dankbarkeit und Freude.
Wenn unterschiedliche Religionen zusammen feiern, ist das besonders wertvoll.
So unterschiedlich Religionen auch sind – in ihren Schriften, Bildern und Bräuchen –, im Dialog wird deutlich, was sie verbindet:
- die Achtung vor etwas, das grösser ist als wir selbst,
- das Bewusstsein, Teil eines grösseren Ganzen zu sein,
- und die gemeinsame Verantwortung füreinander als Menschen.
Diese Verantwortung ist heute besonders wichtig.
Denn wir erleben, dass Schatten länger werden: Antisemitismus nimmt weltweit wieder zu.
Jegliche Diskriminierung ist inakzeptabel. Umso wichtiger ist es, nicht wegzusehen, sondern Haltung zu zeigen – und Licht dorthin zu bringen, wo sich Dunkelheit auszubreiten droht. Wir sind eine einzige Gemeinschaft, alle gehören dazu, alle sollen sich sicher fühlen.
Eine alte Weisheit sagt:
«Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.»
Dieses Bild ist eine Aufforderung zum Handeln: für Respekt, Solidarität und Dialog. Nicht beim Klagen stehen zu bleiben, sondern selbst Licht zu entzünden.
Genau das tun wir heute Abend. Indem wir zusammenkommen, einander zuhören und gemeinsam feiern, setzen wir ein Zeichen gegen die Schatten unserer Zeit – und für das Verbindende.
Ich danke Rabbi Josh und seiner Gemeinde sehr herzlich für die Initiative und die Einladung zu Ihrem Chanukka-Fest. Für das offene Herz und das gemeinsame Licht.
Chanukka Sameach!
