Rede anlässlich der Swiss Diversity Awards 2025, 6. September 2025
Rede von Stadtpräsidentin Marieke Kruit anlässlich der Swiss Diversity Awards 2025, 6. September 2025
(Es gilt das gesprochene Wort)
Geschätzte Anwesende
liebe Nominierte
Ich freue mich sehr, Sie heute Abend zu einer der buntesten Preisverleihungen der Schweiz willkommen zu heissen – dem Swiss Diversity Award.
Sprechen wir von Vielfalt, greifen wir oft zu grossen Worten: Inklusion, Gleichberechtigung, Respekt. Alles wichtige Begriffe – und doch möchte ich heute Abend mit einem Bild beginnen.
Stellen Sie sich für einen Moment einen blühenden Garten vor. Ich bin mir sicher: Sie sehen nicht nur eine Pflanze. In einem Garten gibt es Rosen, Dahlien und Sonnenblumen, es gibt Kräuter und Gräser – und ja, vielleicht auch mal eine Brennnessel. Jede Blume, jeder Strauch, jeder Baum ist anders – in Farbe, Form und Duft. Jede für sich einmalig, für sich allein schon schön. Doch erst im Gesamten entfaltet sich dieses vielfältige Bild voller Leben.
Dieser bunte Garten – das sind wir. Unsere Gesellschaft. Unsere Schweiz.
Wie viele andere Berner*innen auch, bin ich weder Edelweiss noch Enzian.
Am ehesten bin ich wohl eine Oberländer Tulpe: Mit niederländischen Eltern, aufgewachsen im Berner Oberland, bringe ich meinen eigenen bunten Strauss an persönlichen Erfahrungen und Prägungen mit.
Doch Vielfalt bedeutet nicht einfach Harmonie – im Gegenteil. Vielfalt bedeutet manchmal Reibung, Überraschungen, ja sogar Herausforderungen. Aber genau darin liegt auch ihre Stärke. Vielfalt birgt den kreativen Funken, der entsteht, wenn Unterschiede sich begegnen.
Heute Abend geht es darum, was es braucht, damit dieser Funke zünden kann:
Es geht also um Menschen, die Türen öffnen, statt Mauern zu bauen. Es geht um Menschen, die Anderssein nicht als Hindernis sehen, sondern als Chance. Menschen, die unsere Gesellschaft damit gerechter – und somit besser machen.
Die heute Nominierten setzen ein Zeichen:
Dass Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, sexuelle Orientierung oder Alter nicht vorgeben, was möglich ist – sondern, dass sie Teil unserer Stärke sind.
Der Swiss Diversity Award ist mehr als eine Preisverleihung. Er ist ein Bekenntnis. Ein Bekenntnis dazu, dass die Schweiz dann am schönsten leuchtet, wenn wir unsere Unterschiede nicht verstecken, sondern sichtbar machen.
Doch vergessen wir bei aller Feierlaune nicht: Gelebte Vielfalt ist kein Selbstläufer. Es braucht unsere gemeinsame Anstrengung – gerade jetzt, in einer Zeit, in der Minderheiten weltweit unter Druck geraten.
In vielen Ländern erleben wir besorgniserregende Tendenzen:
• Gesetze, die zum Beispiel queere Lebensrealitäten kriminalisieren
• Hassreden, die salonfähig gemacht werden
• Gewalt, die zunimmt – im Internet, aber auch ganz real
Diese Entwicklungen geschehen nicht nur in Ländern in weiter Ferne. Sie betreffen Menschen in Europa, in unseren Nachbarländern – und auch hier bei uns.
Und deshalb braucht es Abende wie den heutigen.
Deshalb braucht es Menschen wie Sie.
Und deshalb brauchte es Städte wie Bern, die Vielfalt leben und Haltung zeigen.
Und wenn wir am Ende dieses Abends zurückblicken, dann wünsche ich mir, dass wir diesen Saal als den zu Beginn erwähnten Garten erlebt haben: voller Farben, voller Stimmen, voller Leben. Ein Garten, in dem sich alle von uns wohlfühlen und dazugehören.
Ich danke Ihnen!
