Grusswort anlässlich der Vernissage von Shirana Shahbazi im Schulhaus Wylergut
Grusswort von Gemeinderätin Ursina Anderegg, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Vernissage von Shirana Shahbazi im Schulhaus Wylergut, 17. September 2025
(Es gilt das gesprochene Wort)
Liebe Shirana Shahbazi, liebe Kunstinteressierte
Liebe Mitarbeitende der Volksschule Wylergut
Liebe Bewohner*innen des Quartiers
Liebe Engagierte, liebe Anwesende
Es ist schön, euch heute hier begrüssen zu dürfen. Die heutige Vernissage ist ein wichtiger Moment einer abwechslungsreichen Geschichte, die vor über sechs Jahren ins Rollen kam. Anfang 2019 hatte sich das Schulamt der Stadt Bern bei Kultur Stadt Bern gemeldet, dass sich in dieser Volksschule eine problematische Darstellung in Form eines Kunst-im-Bau-Werkes befinde. Auch Quartierbewohner*innen und Aktivist*innen hatten sich zu Wort gemeldet. Und so kam ein Prozess ins Rollen, der für viele Diskussionen sorgte. Es ist mir klar, dass diese Diskussionen nicht immer einfach waren, dass sie bis heute herausfordernd sind und dass hier verschiedene Meinungen aufeinandertreffen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir alle daraus lernen und etwas mitnehmen können.
Die Wirkung des ganzen Prozesses geht weit über die Entfernung des problematischen Bilder-Alphabets hinaus. Dafür möchte ich bereits an dieser Stelle Danke sagen, insbesondere der Volksschule Wylergut, die den Prozess angestossen und ermöglicht hat, sowie dem Verein «Das Wandbild muss weg!», mit dem die Volksschule viel zusammengearbeitet hat und der sich sehr engagiert hat.
Die Volksschule hat getan, was getan werden muss: Sie hat hingesehen statt weggesehen. Und dies gilt es aktuell und künftig mit allen problematischen Spuren unserer kolonialen Vergangenheit zu tun: Wir müssen uns unserer Geschichte stellen, den Kontext aufarbeiten und transparent machen und Lösungen finden, die der Situation angepasst sind.
Ich bin nicht nur Schuldirektorin, sondern zu meiner Direktion gehört auch die Fachstelle für Migrations- und Rassismusfragen. Sensibilisieren, hinschauen und das Bekämpfen von Rassismus und Diskriminierung gehören zu den wichtigen Aufgaben meiner Direktion – gerade auch im Schulkontext. Daher bin ich dankbar, dass wir das Wandbild nutzen konnten, um breit, in der ganzen Stadt, darüber zu diskutieren, was es darstellt, was es mit uns zu tun hat und wieso es nicht einfach kommentarlos hängen bleiben darf. Darum bin ich sehr froh, dass es nicht einfach entsorgt worden ist, sondern als Zeugnis einer gesellschaftlichen Debatte vom Bernischen Historischen Museum aufgenommen worden ist und weiter ein Anstoss zum Nachdenken sein kann.
Die intensive Auseinandersetzung mit einem so konkreten Fall kann ein sehr wertvolles Lernfeld sein und wichtige Impulse setzen. Die Diskussionen um das Wandbild haben die Debatte um koloniale Denkmuster und rassistische Stereotypen normalisiert. Das Thema konnte sehr effektiv ins öffentliche Bewusstsein gesetzt werden – wahrscheinlich effektiver als mit einem Weiterbildungsprojekt oder einer Sensibilisierungskampagne.
Dass die Debatte, in der das Wandbild ein Teil war, etwas bewegt hat, zeigt sich auch dadurch, dass die Bevölkerung heute stärker sensibilisiert ist und dass wir in Bern eine sehr engagierte Zivilgesellschaft haben. Dies zeigt sich auch dadurch, dass wir mehr entsprechende Meldungen bei der Fachstelle für Migrations- und Rassismusfragen und den Meldestellen feststellen. Wir bemühen uns, Meldungen und Vorfälle zu bearbeiten, sobald sie gemeldet werden.
Als Stadt werden wir das Thema sicher weiterbearbeiten, beispielsweise im Rahmen des Online-Stadtplans «Bern kolonial», im Rahmen der Aktionswoche gegen Rassismus, innerhalb des Netzwerks Rassismuskritische Schule, aber auch im kulturellen Bereich und im aktiven Austausch mit der Zivilgesellschaft.
Aber für heute machen wir einen Punkt und stossen darauf an, dass wir hier im Schulhaus Wylergut mit dieser Vernissage das Resultat eines aufregenden Prozesses feierlich begehen können.
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Vernissage von Shirana Shahbazi im Schulhaus Wylergut, Grusswort von Gemeinderätin Ursina Anderegg, 17. September 2025 (PDF, 86.0 KB) |