Referat anlässlich des QBB-Forums der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem zum Thema «Alter in Bern West»
Referat von Gemeinderätin Ursina Anderegg, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich des QBB-Forums der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem zum Thema «Alter in Bern West», 8. September 2025
(Es gilt das gesprochene Wort)
Liebe Vertreter*innen der Mitgliederorganisation des Vereins Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem
Geschätzte Vertreter*innen der FAMBAU, Domicil und Senevita
Liebe Bewohner*innen von Bümpliz-Bethlehem
Liebe Interessierte und Anwesende
Bümpliz und Bethlehem sind jung und vielfältig. Im Vergleich mit anderen Quartieren gibt es einen höheren Anteil an Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Migrationsgeschichte. Aber auch der Anteil älterer Menschen ist höher als anderswo. Oft wohnen die älteren Menschen schon fast ihr ganzes Leben hier.
Möglichst lange in der eigenen Wohnung und im gewohnten Umfeld zu wohnen, ist der zentrale Wunsch der meisten älteren Menschen. Leider ist dieser Wunsch manchmal schwer realisierbar.
Im Jahr 2023 haben wir 550 über 60-Jährige zur Altersfreundlichkeit der Stadt Bern befragt. Die Hälfte der Befragten glaubt, dass ihre Wohnung nicht geeignet ist, um bei altersbedingten Einschränkungen darin zu verbleiben. Mehr als die Hälfte meint, im Falle eines Umzugs im eigenen Quartier keine passende und bezahlbare Wohnung zu finden. Gerade in Bern West besteht die Gefahr, dass es in den nächsten Jahren im Zuge von umfangreichen Sanierungen in den grossen Siedlungen zu Leerkündigungen kommt und günstiger Wohnraum verschwindet. Dieses Thema beschäftigt mich als Politikerin schon lange.
Beim heutigen Forum erfahren wir etwas über die Strategien und Projekte der FAMBAU Genossenschaft, der Senevita AG und der Domicil Bern AG – an der die Stadt beteiligt ist – in Bern West. Es geht um die Themen Wohnen, Pflege und Betreuung im Alter, die in der Altersstrategie 2030 der Stadt Bern ein eigenes Handlungsfeld bilden. Mein Mitarbeiter Michael Kirschner, Leiter von Alter Stadt Bern, wird im Anschluss die Aktivitäten in diesem Handlungsfeld vorstellen.
Ein Teil der älteren Menschen bleibt bis ins hohe Alter gesund und selbständig; ein Teil ist im höheren Alter auf Unterstützung und hindernisfreie Wohnungen angewiesen. Dieser Vielfalt wollen wir in der Stadt Bern gerecht werden. Unsere Alterspolitik besteht deshalb aus einer Vielfalt an Massnahmen, die unterschiedliche Personengruppen zum Zielpublikum haben:
- aktive Personen im Rentenalter,
- betreuende Angehörige und freiwillig Engagierte,
- Menschen im AHV-Alter mit kleinem Budget
- sowie betreuungs- und/oder pflegebedürftige Personen im zumeist höheren Alter und deren Angehörige.
Verschiedene Massnahmen kommen anderen Zielgruppen ebenso zugute. Alterspolitik ist somit auch Generationenpolitik. Und Alterspolitik prägt auch die Bilder über das Alter und das Altern.
Die öffentliche und politische Debatte rund um das Altern ist immer noch von Stereotypen geprägt. Das Alter wird meist mit Defiziten, mit Abbau und Verlust in Verbindung gebracht. Und auch mit Problemen wegen der Überalterung der Gesellschaft und Problemen bei der Finanzierung der AHV und der Pensionskassengelder.
Die «ältere Bevölkerung» ist keine homogene Gruppe. Alter ist nur ein Merkmal unter vielen. Die Lebenswelten und Bedürfnisse der 65- bis 100-Jährigen sind sehr unterschiedlich und verschieben sich. Der gefühlte Beginn des Altseins hat sich in 30 Jahren von 70 auf heute 80 Jahre erhöht. Die Internetnutzung der über 65-Jährigen hat in 15 Jahren von 40 auf heute 90 Prozent zugenommen. Senior*innen zwischen 65 und 80 zeigen ein sehr hohes Freiwilligen-Engagement. Bei der Betreuung von Senior*innen ist die Hälfte aller Freiwilligen, überwiegend Frauen, über 55 Jahre alt.
Dieser Vielfalt und diesen Ressourcen gilt es Sorge zu tragen. Wir müssen sie pflegen und nutzen. In der Alterspolitik gehört es zu den zentralen Aufgaben der Städte und Gemeinden,
- den Rahmen für eine soziale Verankerung älterer Menschen im Quartier zu gestalten,
- deren Mobilität zu gewährleisten
- und einen hindernisfreien öffentlichen Raum zu schaffen.
Wir müssen Massnahmen, Angebote und Akteur*innen vernetzen und koordinieren.
Im vergangenen Jahr hat die Stadt ihre Altersstrategie 2030 für die Jahre 2025 bis 2029 aktualisiert. Sie will sowohl die Defizite als auch die Ressourcen im Alter im Blick haben.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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QBB-Forum zum Thema «Alter in Bern», Referat von Gemeinderätin Ursina Anderegg, 8. September 2025 (PDF, 88.7 KB) |