Zukunft Bahnhof Bern (ZBB): Bau- Verkehrsmassnahmen im Bahnhofumfeld
Der Bahnhof Bern stösst betrieblich und räumlich an seine Grenzen. Damit der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz auch in Zukunft seine wichtige Rolle im in- und ausländischen Bahnverkehr wahrnehmen kann, wird er im Rahmen des Gesamtvorhabens «Zukunft Bahnhof Bern» (ZBB) ausgebaut. Die Stadt Bern als Planungspartnerin will und muss im Bahnhofumfeld – insbesondere im Bereich des geplanten neuen Bahnhofzugangs Bubenberg – den Verkehr neu organisieren und den Stadtraum aufwerten.
Bauherrschaft
- Bauherrengemeinschaft: Tiefbauamt der Stadt Bern (Lead), Bernmobil, Energie Wasser Bern (ewb)
Partner
- Bundesamt für Verkehr
- Kanton Bern
- SBB
- RBS
- BLS
- Burgergemeinde
Kosten
112 Mio. Franken (+/- 10%; Kostenvoranschlag Bauprojekt), rund 58 Mio. Franken fliesst in Form von Beiträgen von Bund und Kanton an die Stadt zurück.
Meilensteine
- 2014: Start der Planung durch das Tiefbauamt (nach Abschluss der Studien der Verkehrsplanung)
- 2016. Start Projektierung
- 19. Februar bis 5. April 2019: Mitwirkung
- 2020: Beschlüsse von Gemeinderat und Stadtrat
-
7. März 2021: Die Stimmbevölkerung hat den Ausführungskredit mit 57,67 Prozent Ja-Stimmen angenommen.
- 2023: öffentliche Planauflage
- Voraussichtlich 2024: Stadtratsbeschluss zu Überbauungsordnung
- Voraussichtlich 2025: Bewilligung/Baubeginn
- Voraussichtlich ab 2028: Inbetriebnahme
Projektbeschrieb
Einleitung
Die SBB realisiert zwei neue Bahnhofzugänge: den Zugang Bubenberg beim Bubenbergplatz und den Zugang Länggasse südlich des ehemaligen SBB-Hauptsitzes. Die Zugänge sind mit der neuen (unterirdischen) Passage Mitte verbunden, von wo aus die Perrons des Fernverkehrs und der S-Bahn erschlossen werden. Der Aufgang aus der heutigen Hauptpassage auf die Grosse Schanze bleibt bestehen.
Damit die zukünftigen Passantenströme rasch und sicher zum Bahnhof geführt bzw. vom Bahnhof weggeführt werden können, muss die Verkehrssituation im Umfeld der neuen Zugänge angepasst werden. Zudem sind flankierende Verkehrsmassnahmen in den angrenzenden Stadtquartieren erforderlich.
Die Verkehrsmassnahmen ZBB Stadt Bern sind in Bausteine unterteilt. Um die angestrebten Ziele erreichen zu können, müssen alle Bausteine umgesetzt werden.
- Baustein 1: Anpassungen im Umfeld des Zugangs Bubenberg (Bubenbergplatz, Laupenstrasse und Bogenschützenstrasse)
- Baustein 2: Personenpassage vom Zugang Bubenberg unter dem Bubenbergplatz hindurch zum Hirschengraben
- Baustein 3: Anpassungen an Lichtsignalanlagen und flankierende Massnahmen im weiteren Bahnhofumfeld
- Baustein 3a: allgemeine Verkehrslenkung, Verkehrsmanagement sowie flankierende Verkehrsmassnahmen im Länggassquartier
- Baustein 3b: bauliche und betriebliche Anpassungen im Bereich Henkerbrünnli/Bollwerk
- Baustein 4: Anpassungen im Umfeld des Zugangs Länggasse an der Schanzenstrasse
Umfeld Zugang Bubenberg (Baustein 1)
Beim Knoten Bubenbergplatz-Laupenstrasse-Schanzenstrasse sind insbesondere folgende Anpassungen notwendig, damit er den künftigen Bedürfnissen der Verkehrsteilnehmenden entspricht:
- Abbiegeverbote für den privaten motorisierten Individualverkehr von der Laupenstrasse und vom Bubenbergplatz in die Schanzenstrasse und von der Schanzenstrasse auf den Bubenbergplatz (s. Abbildung unten). Von diesen Einschränkungen nicht betroffen sind der öffentliche Verkehr (ÖV), die Taxis und der Veloverkehr. Die Einschränkungen sind notwendig, damit für den Fuss- und Veloverkehr mehr Platz und längere Grünzeiten bei den Lichtsignalanlagen zur Verfügung stehen und der ÖV an den Lichtsignalanlagen prioritär berücksichtigt werden kann.

- Ausbau der Zirkulationsflächen und der Warteräume an den Bushaltestellen und bei den Querungsstellen für den Fussverkehr. Die Bushaltestellen werden so angeordnet, dass sie den Anforderungen des Eidgenössischen Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) entsprechen.
- Auf der Laupenstrasse, dem Bubenbergplatz und der Schanzenstrasse werden für den Veloverkehr durchgängige Radstreifen sowie vergrösserte Wartebereiche umgesetzt.
- Anpassung des Einbahnregimes in der Bogenschützenstrasse.
- Die Seilerstrasse wird für den MIV durchgehend als Einbahnstrasse betrieben, mit Fahrtrichtung von der Laupenstrasse zur Effingerstrasse. Der Veloverkehr ist in beide Fahrtrichtungen möglich.
Personenpassage Hirschengraben (Baustein 2)
Bereits heute sind die Fussgängerübergänge beim Bubenbergplatz in Spitzenzeiten überlastet. Mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofzugangs Bubenberg werden die Personenströme im Raum Bubenbergplatz und Hirschengraben stark ansteigen und danach weiter zunehmen. Zudem verändern die neuen Zugänge zum Bahnhof die gesamten Passantenströme: Fast die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer wird den Bahnhof Bern künftig über den neuen Zugang Bubenberg betreten. Prognosen zufolge werden in der Abendspitze über 16’000 Personen pro Stunde den Bubenbergplatz queren, das sind rund 300 Personen pro Grünphase der Lichtsignalanlage. 2016 waren es in der Abendspitze rund 6’000 Personen. Allein mit oberirdischen Übergängen ist dieses Mehraufkommen nicht zu bewältigen, auch wenn die Verkehrsführung verändert und der MIV reduziert wird.
Um das Personenaufkommen bewältigen zu können, muss deshalb eine unterirdische Personenpassage vom Bahnhof zum Hirschengraben realisiert werden. Der Standort des Aufgangs beim Hirschengraben wurde so gewählt, dass die Tram- und Bushaltestellen direkt erreichbar sind. Dies bedingt eine Verschiebung des Bubenbergdenkmals in die Mitte des Hirschengrabens.
Modellberechnungen zeigen, dass ca. 40% der Passantinnen und Passanten die neue unterirdische Personenpassage nutzen werden. 60% werden die oberirdische Fussgängerquerung nutzen. Hierzu werden der Zebrastreifen vor dem neuen Zugang Bubenberg verbreitert, die Querungsdistanz durch den Abbau einer Fahrspur deutlich verkürzt und die Lichtsignalanlage so angepasst, dass Passantinnen und Passanten den Bubenbergplatz in einer Grünphase queren können.
Verkehrslenkung, Verkehrsmanagement (Baustein 3a)
Mit einem neuen Betriebskonzept wird der private motorisierte Individualverkehr (MIV) auf dem Bubenberg- und Bahnhofplatz um rund 60% reduziert. Dies ist technisch erforderlich, damit für den Fuss- und Veloverkehr und für den Tram- und Busverkehr die nötigen Zirkulations- und Warteflächen und bei den Lichtsignalanlagen die erforderlichen Grünzeiten zur Verfügung gestellt werden können.
Mit geeigneten Verkehrslenkungsmassnahmen (Steuerung der Lichtsignalanlagen, Abbiegverbote, neues Verkehrsregime) lässt sich das MIV-Aufkommen auf dem Bubenbergplatz von 15’600 Fahrzeugen pro Werktag (Jahr 2015) auf die angestrebten maximal 5’900 Fahrzeuge im Jahr 2025 reduzieren.
Zur Unterbindung von Mehrverkehr im Länggassquartier sind flankierende Massnahmen vorgesehen. Die Herausforderung besteht darin, das Quartier genügend stark vom Durchgangsverkehr zu schützen, gleichzeitig aber die Quartiererschliessung nicht zu stark zu beeinträchtigen.
Umfeld Henkerbrünnli / Bollwerk (Baustein 3b)
Damit das Verkehrssystem im Grossraum Bahnhof nach der Eröffnung des neuen Zugangs Bubenberg funktioniert, sind auch Anpassungen im Gebiet Bollwerk-Schützenmattstrasse-Henkerbrünnli-Neubrückstrasse notwendig – insbesondere für den ÖV. Gleichzeitig soll die Situation für den Fuss- und Veloverkehr verbessert werden.
Busse und Velos sollen künftig Richtung Bierhübeli auf einer neuen Umweltspur auf der Neubrückstrasse (statt rund um die Schützenmatte) geführt werden. Für die Busse der Linien 11 (Richtung Neufeld P+R) und 21 (Richtung Bremgarten) hat die eigene Fahrspur den Vorteil, dass die Fahrzeit verkürzt wird und alle Bushaltestellen im Umfeld der Schützenmatte näher beieinanderliegen.
Auch am Bollwerk werden die Bushaltestellen gemäss den Anforderungen des Eidgenössischen Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) angepasst, zudem wird eine Haltestellenumfahrung für die Velos erstellt.
Umfeld Zugang Länggasse (Baustein 4)
Im Umfeld des Zugangs Länggasse werden die Querungsmöglichkeiten für den Fussverkehr verbessert und sichere Zu- und Wegfahrten zur neuen Velostation erstellt. Zudem werden die Verkehrsführung bzw. die Lichtsignalanlagen so angepasst, dass zu Spitzenzeiten die Zufahrt des MIV in Richtung Bubenbergplatz unterbunden werden kann. Ergänzend dazu werden die Bushaltestellen beim Obergericht optimiert.
Die Massnahmen im Umfeld Zugang Länggasse werden erst nach Abschluss der SBB-Bauarbeiten (ab ca. 2029) realisiert: Sie können erst umgesetzt werden, wenn die SBB-Baustelleninstallationsplattform über der Schanzenstrasse entfernt worden ist.