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Äussere Neustadt

Die nach 1343 erbaute Äussere Neustadt verfügte über das niedrigste Sozialprestige der mittelalterlichen Stadtquartiere Berns.

Westlich der Inneren Neustadt (Innere Neustadt) befand sich mit der nach 1343 angelegten Äusseren Neustadt das jüngste mittelalterliche Stadtquartier Berns (Zweite Stadterweiterung nach 1343). Dieser Stadtteil blieb trotz seiner relativ grossen Fläche mit einer Länge von rund 230 Metern und einer mittleren Breite von 590 Metern bis zum 19. Jahrhundert deutlich weniger dicht besiedelt als die übrigen Stadtquartiere (Stadtquartiere).[1] 1389 lassen sich in der Äusseren Neustadt rund 280 Wohnhäuser nachweisen, die sich alle entlang der vier zentralen Strassenzüge der Spitalgasse (spitalgasse), der Schauplatzgasse (schowlantzgasse), der Neuengasse (nuwengasse) und der Aarbergergasse (colatenmattengasse) reihten. Dazu kamen etwa doppelt so viele Ställe, Scheunen und Gärten an der peripheren Bundesgasse (swaflantzgasse) und Speichergasse (segkenbrunnengasse) sowie an der am nördlichen Stadtrand gelegenen Hodlerstrasse (hindre gasse, genempt die bubengass). Die sieben Gassen der Äusseren Neustadt sind im Unterschied zu den Strassenzügen in den älteren Stadtquartieren fächerförmig angelegt, wobei nur die zentrale Spitalgasse und die Aarbergergasse als Durchgangsstrassen dienten.

Die westliche Verlängerung der Marktgasse ist die Spitalgasse.[2] Sie wurde ebenfalls als breiter Strassenmarkt (Märkte) angelegt. Im Unterschied zu den östlich des Käfigturms gelegenen Strassenmärkten scheint jedoch der Spitalgasse während des Spätmittelalters keine Bedeutung als Marktplatz zugekommen zu sein. Die Gasse war während des 14. und 15. Jahrhunderts vor allem Zufahrtsstrasse zur Inneren Neustadt und zur Zähringerstadt (Zähringerstadt). Der Verlauf der Spitalgasse ist gegenüber der Marktgasse gegen Südwesten abgeknickt und folgt der ehemaligen Landstrasse, die das bereits um 1233 vor den damaligen Stadtmauern gegründete Heiliggeistspital (Oberes Spital) mit der zähringischen Gründungsstadt verband.[3] Die Äussere Neustadt erfuhr während des Spätmittelalters durch die Stadtbevölkerung eine geringere soziale Bewertung als die drei älteren Stadtquartiere. Auch die Spitalgasse blieb trotz ihrer zentralen Lage wie alle anderen Gassen in der Neustadt bis zum 19. Jahrhundert nur Nebengasse. Die Neustadt grenzt im Osten an den Waisenhaus- und Bärenplatz und wird im Westen durch den heutigen Hauptbahnhof von der angrenzenden modernen Bundesstadt getrennt. Das Stadtquartier liegt ausserhalb der von der Aare umflossenen Halbinsel und musste deshalb in Mittelalter und Früher Neuzeit durch ausgedehnte Wehranlagen (Stadtbefestigungen) geschützt werden.[4]

Roland Gerber, 10.02.2018



[1]    Kdm Bern I, S. 28, Anm. 5.

[2]    Kdm Bern II, S. 433-448.

[3]    Zur Spitalgründung vgl. Gottlieb Studer (Hg.): Die Berner Chronik des Conrad Justinger, Bern 1871, Nr. 35, S. 25.

[4]    Paul Hofer: Die Wehrbauten Berns. Burg Nydegg und Stadtbefestigungen vom 12. bis zum 13. Jahrhundert, Bern 1953, S. 38-54.

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