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Zunft- und Gesellschaftshäuser

Massgeblich für die topografische Verteilung der Zunft- und Gesellschaftshäuser war die Zweiteilung einzelner Zünfte in eine obere und eine untere Stube.

Ebenfalls an Kram-, Gerechtigkeits- und Marktgasse standen die Gesellschaftshäuser der Zünfte (Zünfte und Gesellschaften). Diese wurden seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit Ausnahme des Zunfthauses der Zimmerleute alle an der Nord- und Südseite dieser drei Gassen errichtet.[1] Während sich die Handwerksmeister während des 14. Jahrhunderts noch in Wohnhäusern einzelner wohlhabender Zunftmitglieder versammelt hatten, gingen die wichtigsten Zünfte seit dem Ende des Jahrhunderts dazu über, eigene Häuser zu erwerben und die ursprünglich meist einfach eingerichteten Versammlungslokale oder stuben, die sie von eigenen Stubenwirten bewirtschaften liessen, in repräsentative mit Mobiliar und Silber reich ausgestattete Zunfthäuser umzubauen.[2] Die Neubauten manifestierten das neu gewonnene Selbstbewusstsein der Zünfte, die sich im 15. Jahrhundert in Übernahme der ursprünglich der Viertelsbevölkerung zustehenden Rechte und Pflichten zu den politischen und ökonomischen Grundeinheiten der Stadt Bern entwickelten (Stadtviertel).

Obere- und untere Stuben

Massgeblich für die topografische Verteilung der Zunfthäuser innerhalb des Stadtgebiets war neben funktionalen und herrschaftlich-repräsentativen Standortkriterien vor allem die Zweiteilung einzelner Zünfte in eine obere und eine untere Stube. Die Stubengesellen versammelten sich entsprechend ihrem Wohnsitz entweder westlich oder östlich der Kreuzgasse. Während die Vennerzünfte (Vennerviertel und Vennergesellschaften) der Metzger (Zunfthäuser zu Ober- und Niedermetzgern), Bäcker (Zunfthäuser zu Ober- und Niederpfistern) und Schmiede sowie die ebenfalls zweigeteilten Gesellschaften der Schuhmacher (Zunfthäuser zu Ober- und Niederschuhmachern) und Rebleute in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts je zwei und die Vennergesellschaft der Gerber (Zunfthäuser zu Mittellöwen, Ober- und Niedergerbern) drei Gesellschaftshäuser besassen, blieben die Kaufleute (Zunfthaus zu Kaufleuten), Schneider (Zunfthaus zum Mohren), Zimmerleute (Zunfthaus zu Zimmerleuten), Steinmetze (Zunfthaus zum Affen), Schiffleute (Zunfthaus zu Schiffleuten), Weber (Zunfthaus zu Webern) und die adlige Zunft zum Narren und Distelzwang (Zunfthäuser zum Narren und Distelzwang) einfache Gesellschaften, die nur über ein einziges Zunfthaus verfügten.[3]

Roland Gerber, 17.02.2018



[1]    Vgl. dazu Heinrich Türler: Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart, Bern 1896, S. 50-53. Zur topografischen Lage der Zunfthäuser in Luzern vgl. Anne-Marie Dubler: Handwerk, Gewerbe und Zunft in Stadt und Landschaft Luzern (Luzerner Historische Veröffentlichungen 14), Luzern/Stuttgart 1982, S. 37-48.

[2]    Zum Beispiel Distelzwang 1469-78, Obermetzgern 1552-54, Obergerbern 1565-67, Niederpfistern 1568-74, Oberpfistern 1595-98. Vgl. dazu auch Wilfried Reininghaus: Sachgut und handwerkliche Gruppenkultur, in: Die Repräsentation der Gruppen. Texte – Bilder – Objekte, hg. von Otto Gerhard Oexle (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 14), Göttingen 1998, S. 429-463.

[3]    Bei der zu Beginn des 15. Jahrhunderts als zweigeteilt erwähnten Rebleutengesellschaft ist nicht sicher, ob diese jemals über zwei Zunfthäuser verfügt hat. Diese wirtschaftlich relativ unbedeutende Gesellschaft könnte ihr erstes Zunfthaus auch erst nach ihrer Wiedervereinigung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erworben haben.

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