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20. Dezember 2004 | Gemeinderat, Direktionen

Evaluation der PISA-Studie

Die Fachkommission für Integration der Stadt Bern ist erstaunt über die Äusserungen des Präsidenten der Erziehungsdirektorenkonferenz, welche letzte Woche in den Medien ein breites Echo gefunden haben. Sie missbilligt mit Nachdruck, dass Einwanderung und unbefriedigendes Bildungsniveau als Ursache und Wirkung dargestellt werden.

Es ist nicht nur unfundiert, nachweislich unkorrekt und eine Fehlinterpretation der PISA-Resultate, wenn die Erziehungsdirektorenkonferenz behauptet, die Schweiz und ihre Schulen seien an die Grenze ihrer Integrationsfähigkeit gestossen und der hohe Anteil ausländischer Kinder führe zu einer generellen Senkung des Bildungsniveaus. Mit solchen „Erklärungsmodellen“ werden die beachtlichen integrationspolitischen Anstrengungen der Schulen in Frage gestellt.

Wie undifferenziert die Äusserungen sind, lässt sich daran ablesen, dass zwar die Kinder der ersten Einwanderungsgeneration durchaus Hürden beim Spracherwerb zu nehmen haben; die Situation für die Kinder der zweiten oder dritten Generation ist jedoch völlig anders. Zudem werden heute in der Schweiz verbreitet erprobte Programme angewandt, um die sprachlichen Leistungen der neu angekommenen Kinder rasch zu verbessern.

In Wirklichkeit haben die schulischen Schwierigkeiten einiger Kinder weit öfter mit ihrer sozialen als mit ihrer nationalen Herkunft zu tun. Die Leistungen ausländischer Kinder aus Kaderfamilien oder aus Diplomatenkreisen zeigen, wie wenig kohärent die Stellungnahme des Präsidenten der Erziehungsdirektorenkonferenz ist.

Befremdlich ist auch, dass die Behauptungen einmal mehr die Vorstellung verstärken, die eingewanderte Bevölkerung sei verantwortlich für gesellschaftliche Erscheinungen in den Bereichen Arbeitslosigkeit, öffentliche Sicherheit und Bildung.

Verlautbarungen dieser Art sind nicht nur ethisch fragwürdig. Sie verhindern auch, dass in diesem Bereich realitätsbezogene Lösungen gefunden werden. Die PISA-Studie legt den Finger auf gewisse Schwächen des schweizerischen Bildungssystems wie zum Beispiel die späte Einschulung der Kinder. Es würde mehr bringen, sich um eine Verbesserung solcher Hemmfaktoren zu bemühen als einen Sündenbock in der ausländischen Wohnbevölkerung zu suchen.

Fachkommission für Integration der Stadt Bern

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