Neue Frauen- / FINTA-Notschlafstelle in der Stadt Bern eröffnet
Der Gemeinderat hat im Rahmen der Strategie Obdach 2024-2027 verschiedene Massnahmen zur Weiterentwicklung der städtischen Wohn- und Obdachlosenhilfe beschlossen. Dazu gehört ein neues Notschlafangebot, das speziell auf die Bedürfnisse von Frauen / FINTA-Personen (Frauen, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen) ausgerichtet ist. Heute ist diese Notschlafstelle an der Kursaalstrasse offiziell eröffnet worden.
Seit Ende 2021 ist die Zahl wohnungs- und obdachloser Menschen in der Stadt Bern kontinuierlich angestiegen. Die bestehenden Notschlafeinrichtungen stossen trotz eines Ausbaus des Angebots immer öfter an ihre Kapazitätsgrenzen. Im Winter 2024/2025 waren der aufsuchenden Sozialarbeit der Stadt, Pinto, durchschnittlich zwischen 45 und 60 Personen bekannt, die wohnungs- oder obdachlos waren und mehrheitlich unfreiwillig draussen übernachteten, da alle Notschlafangebote belegt waren; im Vorjahr waren es noch 35 bis 45 Personen.
Als Reaktion auf diese Entwicklungen hat der Gemeinderat die Strategie Obdach 2024-2027 erarbeitet und im November 2023 verabschiedet. Diese enthält acht Massnahmen, um die Angebote weiterzuentwickeln. Eine Massnahme beinhaltet die Eröffnung einer Notschlafstelle für Frauen/FINTA. Diese nimmt nun ihren Betrieb auf. Damit kommt der Gemeinderat auch einer vom Stadtrat überwiesenen Motion nach.
Wichtiges geschlechtsspezifisches Angebot
Wohnungs- und obdachlose Frauen/FINTA sind eine besonders vulnerable Gruppe. Studien zeigen, dass sie häufiger psychische, physische und sexuelle Gewalt erfahren. Mit den bestehenden Notschlafangeboten werden sie zu wenig erreicht. Sie fühlen sich in gemischtgeschlechtlichen Notschlafstellen oft unsicher und meiden diese.
«Ich bin froh, dass wir mit der heutigen Eröffnung der FINTA-Notschlafstelle unser Angebot im Bereich Wohnen/Obdach um ein Puzzleteil erweitern und für diese besonders vulnerable Gruppe ein spezifisches Angebot schaffen konnten», sagte Gemeinderätin Ursina Anderegg am heutigen Point de Presse zur Eröffnung der Notschlafstelle.
Erfahrungen sammeln
Die Frauen-/FINTA-Notschlafstelle bietet 18 Plätze. Für ihren Betrieb konnte eine Liegenschaft an der Kursaalstrasse 6 in Bern gefunden werden. Die Liegenschaft ist im Besitz einer gemeinnützigen Stiftung; der Betrieb der Notschlafstelle erfolgt im Rahmen einer Zwischennutzung. Während des vorerst bis Ende April 2026 befristeten Betriebs will die Stadt Erfahrungen bezüglich des Bedarfs sammeln und ein längerfristiges Notschlafangebot darauf ausrichten.
Für den Betrieb hat der Gemeinderat einen Leistungsvertrag mit der Stiftung Heilsarmee für das laufende Jahr genehmigt. In Bern betreibt die Heilsarmee als langjährige Leistungsvertragspartnerin der Stadt bereits das «Passantenheim», die «WohnBegleitung» und die «WohnBeratung».
Nachfolge für allgemeine Notschlafstelle
Der Leistungsvertrag mit der Heilsarmee beinhaltet auch den Betrieb einer allgemeinen Notschlafstelle, wie sie in den Wintermonaten 2024/25 auf dem Areal des ehemaligen Tiefenau-Spitals angeboten worden ist. Für diese Notschlafstelle wird derzeit noch nach einem anderen Standort gesucht. Insgesamt werden die Leistungen der Heilsarmee für die beiden Notschlafstellen 2025 mit maximal rund 940’000 Franken abgegolten. Dafür beantragt der Gemeinderat dem Stadtrat einen Nachkredit zum Globalkredit 2025 des Sozialamtes in dieser Höhe.
Die anfallenden Kosten können im Rahmen der maximal ermächtigen Beträge dem kantonalen Lastenausgleich zugeführt werden. Der Kanton Bern hatte auf Gesuch der Stadt die laufende Ermächtigung im Bereich Obdach/Wohnen 2024-2027 angepasst und zusätzliche Aufwendungen zum Betrieb der Notschlafstelle pluto für Jugendliche (siehe Medienmitteilung vom 2. Mai 2025), zum Ausbau des allgemeinen Notschlafangebots sowie für eine Notschlafstelle für Frauen/FINTA bewilligt.