Schulversuch «Classes bilingues» wird nicht verlängert
Der seit 2019 laufende Schulversuch «Classes bilingues de la Ville de Berne» (Clabi) läuft per Sommer 2026 aus. Die Stadt verzichtet aus fachlichen, organisatorischen und finanziellen Gründen auf ein Verlängerungsgesuch für das zweisprachige Unterrichtsangebot. 91 Schüler*innen und 24 Mitarbeitende sind davon betroffen.
Im Jahr 2019 sind die ersten «Classes bilingues de la Ville de Berne» (Clabi) am Schulstandort Matte gestartet – initiiert durch die Stadt Bern und bewilligt vom Kanton. Heute umfasst das schulische Angebot Clabi 4 Klassen mit insgesamt 91 Schüler*innen im Zyklus 1 und 2 (Kindergarten bis 6. Klasse). In den Clabi erfolgt der Unterricht auf allen Stufen zur Hälfte auf Deutsch und zur Hälfte auf Französisch und die Fächer Deutsch und Französisch werden gleichwertig als Erstsprachen unterrichtet.
Bei den Clabi handelt es sich um einen Schulversuch. Mit Schulversuchen werden neue Ansätze der Schulorganisation geprüft und über eine bestimmte Laufzeit betrieblich getestet. Mit dem Schulversuch Clabi hat sich die Stadt Bern für die Zweisprachigkeit engagiert und ihre Förderung im Rahmen der Volksschule geprüft. Nach einer Laufzeit von knapp sechs Schuljahren wird der Schulversuch auf Ende Schuljahr 2025/26 beendet.
Kinder wechseln an Schulstandort im Wohnquartier
Für die 91 betroffenen Schüler*innen – 77 aktuelle und 14 für das Schuljahr 2025/26 angemeldete Kindergartenkinder – bedeutet das einen Wechsel an den Schulstandort ihres Wohnquartiers auf August 2026. Die Erziehungsberechtigten der Clabi-Schüler*innen sind bereits darüber informiert worden. Der Steuerungsgruppe ist es ein grosses Anliegen, die betroffenen Schüler*innen und ihre Familien im Veränderungsprozess gut zu begleiten.
Betroffen sind darüber hinaus 10 Lehrpersonen und 14 Mitarbeitende aus der Tagesbetreuung. Das betroffene Personal sowie die Sozialpartner*innen sind ebenfalls bereits informiert worden. Den städtischen Angestellten aus der Tagesbetreuung garantiert die Stadt das Angebot einer Folgeanstellung innerhalb der städtischen Tagesbetreuung. Den Lehrpersonen wird auf Ende Juli 2026 gekündigt. Bei ihnen handelt es sich um Angestellte nach kantonalem Recht. Die Hoheit über die Anstellung von Lehrpersonen obliegt den Schulleitungen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Bildungsbereich und der frühzeitigen Kommunikation erachtet die Stadt Bern die Chance einer lückenlosen neuen Anstellung als sehr hoch und wird hier Unterstützung anbieten.
Verschiedene Gründe für den Entscheid
Die Gründe für den Entscheid sind vielfältig. So hat sich gezeigt, dass die Lektionentafeln des Lehrplans 21 und des Plan d’études romand (PER) zu wenig kompatibel sind. Damit die Fächer Deutsch und Französisch mit gleich vielen Lektionen unterrichtet werden können, müssen die Lektionentafeln auf Kosten obligatorischer Fächer angepasst werden.
Weiter haben sich vor dem Hintergrund der allgemein hohen Auslastung von Schul- und Tagesbetreuungsleitungen und dem herrschenden Fachkräftemangel die Personalplanung, die Schulentwicklung und die Weiterbildung der Lehrpersonen als ausserordentlich anspruchsvoll erwiesen.
Finanzierung und Schulraum
Die heutigen Clabi decken den Zyklus 1 und 2 ab. Im Rahmen der Entscheidfindung für eine allfällige Verlängerung des Versuches ging es auch um die Frage, die Clabi ab Sommer 2026 auf den Zyklus 3 zu erweitern. Für diese Erweiterung liess sich in der Stadt Bern jedoch kein Schulstandort finden.
Die Clabi sind ein freiwilliges Angebot der Stadt Bern und ersetzen keine bestehenden Klassen. Das bedeutet, dass die Stadt für die Clabi Mehrkosten für den zusätzlichen Schulraum für Unterricht und Tagesbetreuung sowie Lohnanteile für Lehrpersonen von jährlich bis zu einer Million Franken übernimmt. Gleichzeitig steigt die Zahl der Schüler*innen in der Stadt weiter. Es bleibt eine Herausforderung, in einer immer dichter werdenden Stadt genügend Schulraum zu schaffen und im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten Prioritäten zu setzen.