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23. November 2023 | Gemeinderat, Direktionen

Stadt plant mehr Notschlafplätze für obdachlose Menschen

Die Zahl obdachloser Menschen ist in der Stadt Bern stark angestiegen. Für den kommenden Winter hat die Stadt zusätzliche Plätze geschaffen. Mittelfristig soll das Angebot quantitativ und qualitativ dem veränderten Bedarf angepasst wer-den. Beides ist in der Strategie Obdach 2024-2027 festgeschrieben, die der Gemeinderat verabschiedet hat.

Die Zahl obdachloser Menschen hat seit Ende 2021 kontinuierlich zugenommen und geht jeweils in den Wintermonaten nicht mehr zurück. Im Winter 2022/23 mangelte es erstmals an Notschlafplätzen. Die insgesamt 87 Plätze in den Notschlafstellen der Heilsarmee (Passantenheim) und der Vereine Sleeper und «Rêves sûrs» (Pluto) waren häufig voll belegt. Draussen übernachteten nach der Einschätzung der aufsuchenden Sozialarbeitenden von Pinto im Winter 2022/23 durchschnittlich bis zu 44 Personen.

Die Strategie Obdach 2024-2027 legt nun das weitere Vorgehen fest, um mehr Plätze zu schaffen; einerseits kurzfristige Massnahmen für den kommenden Winter, andererseits Massnahmen zur Weiterentwicklung der Obdachlosenhilfe. In die Erarbeitung der Strategie sind verschiedene Vorstösse aus dem Stadtrat eingeflossen, die der Stadtrat im März 2023 behandelt und für erheblich erklärt hat. Die Vorstösse betreffen die Niederschwelligkeit der Angebote, eine «Notschlafstelle für Frauen*» oder die Einführung des Prinzips «Housing First» in die Stadtberner Obdachlosenhilfe.

«Punkt 6» am Abend geöffnet

Kurzfristig sollen die Öffnungszeiten des bestehenden Angebots «Punkt 6» an der Nägeligasse erweitert werden. «Punkt 6» ist ein Aufenthaltsraum, in dem sich obdachlose Menschen aufwärmen, verpflegen und waschen können. Normalerweise ist er in den Morgenstunden geöffnet. Nun soll er jeweils auch von 18 bis 23 Uhr zugänglich sein. Die dafür benötigten Mittel sind im Budget vorhanden.

Wie schon während der Coronapandemie hat die Stadt zudem zusätzliche Notwohnungen angemietet. Dafür kann eine städtische Liegenschaft zwischengenutzt werden. Zudem stehen ein bis zwei Wohnungen aus den Beständen des Asylsozialdienstes zur Verfügung.

Angebot für Frauen: Notschlafstelle soll geschaffen werden

Längerfristig werden solche Massnahmen jedoch nicht ausreichen, um den Bedarf, insbesondere auch von verletzlichen Gruppen, zu decken. So sind obdachlose Frauen besonders vulnerabel. Sie sind häufig Gewalt ausgesetzt und fühlen sich in gemischtgeschlechtlichen Notschlafstellen nicht sicher. Das Ziel ist daher, eine Notschlafstelle zu schaffen, welche den Bedürfnissen von Frauen entspricht.

Ebenso braucht es Einzelunterkünfte für Menschen, die psychisch beeinträchtigt sind oder einen Hund besitzen und daher nicht in den Mehrbettzimmern der bestehenden Notunterkünfte übernachten können.

Housing First: Ansatz wird vertieft geprüft

In Zusammenarbeit mit bestehenden Institutionen der Wohn- und Obdachlosenhilfe soll geprüft werden, inwiefern der Ansatz Housing First in Bern bereits gelebt wird, wo es Anpassungen braucht und ob er allenfalls in einem Pilotprojekt getestet werden soll. Die Idee dieses Ansatzes ist es, obdachlosen Menschen zuerst eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, ohne dies bereits an Bedingungen wie Drogenabstinenz, Arbeitsintegration etc. zu knüpfen. Aufbauend auf dem sicheren Obdach sollen sich auch die anderen Lebensbereiche stabilisieren. Die zusätzlichen Massnahmen sollen mit dem Kanton koordiniert und wenn möglich durch ihn finanziert werden.

Verbesserte medizinische Grundversorgung

Die medizinische Grundversorgung ist bei obdachlosen Menschen ebenfalls prekär, da viele über keine Krankenversicherung verfügen. Hier ist das Ziel, diesen Menschen einen niederschwelligen medizinischen Erstkontakt zu ermöglichen, beispielsweise in Form eines regelmässigen Walk-in-Angebots in einer bestehenden Einrichtung der Obdachlosenhilfe.

Die genannten Ziele werden im Rahmen der Strategie Obdach 2024-2027 weiterverfolgt. Der Gemeinderat hat die Strategie nun verabschiedet.

Gemeinderat der Stadt Bern

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