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Grusswort von Franziska Teuscher anlässlich 40 Jahre «Breitsch-Träff»

6. November 2021

Grusswort von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich 40 Jahre «Breitsch-Träff», 6. November 2021

Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Vorstandsmitglieder, liebe Freiwillige, liebe «Breitsch»-Besucherinnen und «Breitsch»-Besucher

Ganz besonders möchte ich Romy, die heute nicht bei uns sein kann, von Ferne «begrüssen» und mich bei ihr herzlich für alles bedanken

40 Jahre «Breitsch-Träff»: Die Entstehungsgeschichte könnte man mit einem Zitat von Erich Kästners umschreiben: «Ein Steinwurf schon von hier beginnt das Märchen.» In Märchen geht es schliesslich auch häufig turbulent zu und her.

In den 70er- und 80er-Jahren war in Bern ganz schön viel los:

  • So wurde vor 50 Jahren in Bern das Kultur- und Jugendzentrum Gaskessel eröffnet, welches heute zu den ältesten immer noch aktiven Jugendzentren Europas zählt.
  • Während der Jugendunruhen in den 1980er-Jahre kam die Reitschule erstmals als autonomes Jugendzentrum ins Gespräch. Es war die Zeit, als junge Menschen nach Räumen für eine selbstbestimmte alternative Jugendkultur suchten oder vielmehr lautstark einforderten. Es kam zu zahlreichen Hausbesetzungen und es fanden die sogenannten Strafbars in der ganzen Stadt statt. Das waren mobile Bars, die irgendwo für eine Nacht oder zwei ein Treffpunkt für jedermann und jede Frau war und dann wieder verschwanden.1981 wurden dann die Räume der Reitschule besetzt und für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ein Jahr später wurde die Reitschule polizeilich geräumt. Und heute ist die Reitschule noch immer ein bewegter Ort, aber als Kulturzentrum auch weitgehend etabliert.
  • Im Sommer 1985 liessen sich zudem ehemalige Bewohner des «ZAFF» (ein besetztes Haus im Mattenhofquartier) mit Wagen und Zelten auf dem Berner Gaswerkareal nieder. So entsteht das «Freie Land Zaffaraya», welches zwei Jahre später von der Polizei unter Einsatz von Tränengas wieder geräumt wurde. Im Februar 1989 wurde dann auf dem leerstehenden Autobahn-Terrain im Berner Neufeld «bis auf Weiteres» die Wohnsiedlung Zaffaraya errichtet, wo sie noch heute friedlich steht.
  • Ebenfalls im Zuge dieser bewegten Jahre setzte sich ein «Überparteilichen Komitees zur Erhaltung des Wohnquartiers Bern-Nord» für einen zentral gelegenen Quartiertreffpunkt ein, der nach verschiedenen Turbulenzen und Umzügen 1985 schliesslich am Breitenrainplatz 27 in der ehemaligen Druckerei Rickli als «Breitsch-Träff» eröffnet wurde.

In einer Schrift des «Breitsch-Träffs», welche die ersten beiden Betriebs-Jahre (1980-82) reflektierte, habe ich folgende Sätze gefunden:

  • «Der ‹Breitsch-Träff› ist nicht irgendwo entstanden, sondern in einem Quartier, das durch Wohnungsnot, Abbrüche und Parkmisere verwundet und der Bevölkerung entfremdet wird.»
  • «Der ‹Breitsch-Träff› ist nicht irgendwann entstanden, sondern in einer Zeit der politischen Bewusstseinsbildung, der Rückbesinnung auf Rechte und verlorene Werte. Unser Lebensraum wird zerstört. Unsere Umgebung wird zerstört. Unsere Umwelt wird zerstört. Lange (allzulange) haben wir zugeschaut. Lange haben wir unseren Protest an Politiker, Parteien und Ratsherren delegiert» (damals gab es wohl die weibliche Form noch nicht J).

Interessant finde ich, dass mich vieles an die heutige Klimabewegung der Jungen erinnert. Und das zeigt: Es braucht Protest, es braucht Eigeninitiative, Herzblut und es braucht das Herausfordern der Politik.

40 Jahre. Vieles hat sich im «Breitsch-Träff» verändert, eines ist geblieben: Ein Ort für Kultur, Kulinarik, Begegnung. Und tagsüber ist erst noch die Filiale der Tagesschule Spitalacker im «Träff» untergebracht. Der «Breitsch-Träff» ist ein Ort, der die Lebensqualität im Quartier stärkt. Doch ohne einen aktiven Vorstand und das Engagement zahlreicher Freiwilliger gäbe es den «Träff» wohl heute nicht mehr. Freiwilligen Arbeit braucht einen langen Atem, gibt aber auch Gestaltungsfreiheit. Deshalb möchte ich allen im «Breitsch-Träff» engagierten Gruppen und Personen von Herzen für ihre Arbeit und Ausdauer danken und zum 40-Jährigen gratulieren! Aber auch den Besucherinnen und Besucher des «Breitsch-Träffs» möchte ich für ihre Treue danken.

Geniessen Sie das Jubiläumsprogramm mit der heutigen Vernissage der Fotoausstellung von Rolf Steiner und Lukas Lehmann, welche 40 Jahre «Breitsch-Träff» aufleben lässt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und alles Gute dem «Breitsch-Träff».

Weitere Informationen.

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