Navigieren auf Stadt Bern

Benutzerspezifische Werkzeuge

Content navigation

Referat Franziska Teuscher anlässlich der Medienkonferenz der Städteinitiative Bildung zur Veröffentlichung des Themenpapiers «Digitalisierung in der Volksschule»

18. Juni 2019

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Medienkonferenz der Städteinitiative Bildung zur Veröffentlichung des Themenpapiers «Digitalisierung in der Volksschule», 18. Juni 2019©

Es gilt das gesprochene Wort

Werte Medienschaffende, liebe Anwesende

Ich begrüsse Sie zur heutigen Medienkonferenz der Städteinitiative Bildung zur Veröffentlichung des Themenpapiers «Digitalisierung in der Volksschule».

Digitalisierung in der Volksschule. Was bedeutet dieses Thema genau und warum ist das Thema so wichtig? Medien durchdringen sämtliche Lebensbereiche unserer Gesellschaft und prägen unseren Alltag. Längst sind sie auch ein fester Bestandteil in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. Informatik- und Medienkompetenzen gelten heutzutage als vierte Kulturtechnik, welche neben Schreiben, Lesen und Rechnen zu den Grundkompetenzen gehören. Der Staat beziehungsweise die Schulen haben somit die Aufgabe, Kindern und Jugendlichen stufengerechte Informatikkompetenzen zu vermitteln – und damit verbundene Chancen und Risiken zu thematisieren.

Als Bildungsdirektorin setze ich mich dafür ein, dass Medien- und Informatikkompetenzen in die Schulen getragen werden, die dafür notwendige Infrastruktur vorhanden ist und sorgfältig im Unterricht integriert wird. Bern nimmt hier auch eine Vorreiterrolle ein.

Als Bildungs- und Sozialdirektorin mache ich mir aber auch Gedanken zu Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Volksschule. Ich stelle mir die Frage «was bedeutet der Einsatz von Computern, Tablets oder Smartphones im Klassenzimmer»? Fördert die Digitalisierung müheloses, zeitgemässes und individualisiertes Lernen oder birgt es auch die Gefahr, andere Grundkompetenzen zu vernachlässigen? Meine Antwort darauf lautet: Nebst den Medien- und Informatikkompetenzen müssen Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, Kreativität, Sozialkompetenz weiterhin einen hohen oder sogar einen höheren Stellenwert haben. Es braucht – zwingend – ein Sowohl-als-auch dieser Kompetenzen und darauf ist die Volksschule auszurichten.

Der Einsatz von geeigneten Informatikmitteln in der Volksschule ist nicht einfach ein «Nice-to-Have». Mit dem neuen Lehrplan 21 erhalten die Informatik- und Medienkompetenzen einen eigenen Lehrplan mit klar formulierten Kompetenzen über alle Schulstufen hinweg. Dieser Lehrplan muss von uns Städten und Gemeinden für den Schulalltag «übersetzt» werden. In vielen Kantonen nehmen die Gemeinden eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, aufzuzeigen, mit welchen Geräten und Systemen die Lehrplanziele erreicht werden sollen. Die technischen Herausforderungen sind dabei gross, wie bereits mein Vorredner erklärt hat.

Was bedeutet all dies nun konkret für die Schulinformatik in den Volksschulen der Stadt Bern? - Es braucht vor allem eine zeitgemässe Lernumgebung. Das Alter der bisherigen städtischen Schulinformatik «base4kids» bedingt eine Erneuerung der Infrastruktur. Die Stimmberechtigten der Stadt Bern stimmten am 25. November 2018 einer neuen Schulinformatik für die Volksschulen in der Stadt Bern zu. Der Kredit für die neue Schulinformatik «base4kids2» beläuft sich auf total 24,5 Millionen Franken. Das ist viel Geld, ich bin aber überzeugt, es ist gut investiertes Geld.

Im Gegensatz zu anderen Städten, welche nach und nach einzelne Jahrgänge oder Schulen ausrüsten, setzt die Stadt Bern auf ein ganzheitliches Projekt, bei dem alle Schulkreise zur selben Zeit neue Geräte erhalten und über eine neue Plattform arbeiten. Ein innovativer Aspekt ist, dass im Projekt Open Source Software zum Einsatz kommt. Open Source Software ermöglicht eine massgeschneiderte, auf individuelle Wünsche ausgerichtete Entwicklung, die sich an den Bedürfnissen von Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern orientiert. Sie fordert aber auch eine gewisse Offenheit und Flexibilität von Usern, sich auf Neues einzulassen. Als Stadt Bern haben wir mit dem Aufbau unseres Systems nun auch Wissen gesammelt, dieses teilen wir gerne mit anderen Städten und Gemeinden. Denn wir wissen: Die «Digitalisierung» der Schule ist eine komplizierte Aufgabe, die an der Stadtgrenze nicht Halt macht.

Wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung der neu geplanten Schulinformatik «base4kids2» ist, dass sich die Technik an der Pädagogik und Didaktik ausrichtet und nicht umgekehrt. Wir müssen uns als Städte bewusst für den Leitsatz «Technik folgt Pädagogik» entscheiden. Wir können, sollen und wollen im Unterricht nicht die neusten und ausgefallensten «Gadgets» und Spielereien einsetzen, sondern nur das, was sich bewährt hat und einem breiten Bedürfnis entspricht.

Aus diesem Grund setzt die Stadt Bern auf Multifunktionstablets, die den Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden. Diese sind schnell, überall und auf viele verschiedene kreative Arten einsetzbar: Schülerinnen und Schüler können z.B. Fotos, Filme und Tonaufnahmen machen, sie können gleichzeitig an unterschiedlichen Orten an gleichen Dokumenten arbeiten, sie können sich über Chats in einem geschützten Rahmen austauschen und die Tablets in ihren Rucksack packen und überall hin mitnehmen.  

Voraussetzungen dafür sind ein flächendeckendes WLAN, ein leistungsstarker Internetzugang sowie die Ortsunabhängigkeit und Offenheit des Netzzugangs.

Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler des Zyklus 3 (7.-9. Klasse) werden mit einem persönlichen Tablet ausgerüstet. Die Klassen des Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse) arbeiten mit einer 1:4-Ausstattung (1 Gerät pro 4 Schülerinnen und Schüler) und im Zyklus 2 (3.-6. Klasse) mit 1:2 (1 Gerät pro 2 Schülerinnen und Schüler). Nebst diesen von der Schule zur Verfügung gestellten Geräten kann auch mit unterschiedlichen privaten Geräten wie Laptops, Smartphones usw. gearbeitet werden (bring your own device).

Es ist mir und der Stadt Bern ein besonders grosses Anliegen, dass jede Schülerin und jeder Schüler ausreichend Gelegenheit haben, digital zu arbeiten. Mit diesen Voraussetzungen ist dies gesichert.

Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler sollen in ihrem multimedialen Schaffen flexibel sein. Dafür steht ihnen eine interaktive Lernplattform zur Verfügung, aus der sie sich bedienen können. Sie beinhaltet diverse zielgruppenorientierte Lerninhalte; zudem können Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern über diese Plattform auf sichere Weise miteinander kommunizieren. Auch Lern-Apps, welche von Lehrmittelverlagen zur Verfügung gestellt werden, können genutzt werden.

Insgesamt ist aber festzustellen, dass das Angebot an «echt» digitalen Lehrmitteln noch eher gering ist. Es wurden bis anhin mehrheitlich analoge Lehrmittel «digitalisiert». Hier sind nicht zuletzt die Kantone und Verlage gefordert, es müssen breite Kooperationen entstehen, die Neues entwickeln, das für die Systeme der Städte und Gemeinden passt.

Die Schlüsselpersonen in der Umsetzung der neuen Anforderungen an die Schule sind die Lehrpersonen. Wenn Lehrerinnen und Lehrer überzeugt sind, dass Computer auf ihrer Schulstufe und in ihrem Fach sinnvoll sind, wird die Umsetzung im Unterricht gelingen. Die Lehrpersonen benötigen deshalb entsprechende Weiterbildungen und Ansprechpersonen, die ihnen aufzeigen, wo der Mehrwert der Digitalisierung für ihren Unterricht liegt. Dafür werden an jedem Schulstandort in der Stadt Bern sogenannte SMI’s, Spezialistinnen und Spezialisten für Medien und Informatik, eingesetzt. Sie beraten Lehrpersonen sowohl bei pädagogischen und didaktischen wie auch bei technischen Fragestellungen. Zusätzlich wurden in den Frühlingsferien 80 Lehrpersonen (etwa die Hälfte SMI) als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, um die restlichen Lehrpersonen im Umgang mit «base4kids2» zu schulen.

Zur Verfügung steht ein speziell auf «base4kids2» ausgerichteter Informatiksupport, der von den städtischen Informatikdiensten abgedeckt wird.

Zum Schluss möchte ich unterstreichen, dass Digitalisierung nicht nur bedeutet, dass technische Hilfsmittel den Unterricht ergänzen. Digitalisierung bedeutet vielmehr, dass die digitalen Möglichkeiten dank multifunktionalen Geräten und Applikationen den Unterricht verändern, ihn vielfältiger, individueller und kreativer machen.

Ein Beispiel: Eine 7. Klasse erhält den Auftrag, in Gruppenarbeit zum Thema «Blut, Blutkreislauf» zu recherchieren. Dafür erstellt jede Gruppe einen digitalen Arbeitsraum, in dem sie ihre Ergebnisse stichwortartig in einem gemeinsamen Mindmap festhalten.

Nach Fertigstellung der Lernsequenz präsentieren sie ihre Erkenntnisse der Klasse via Beamer. Nach der Präsentation lösen die Schülerinnen und Schüler ein Quiz (Multiple Choice) mit Fragen zum Präsentierten. Das Quiz hat das Team mit Hilfe einer Quiz-App erstellt. Die Fragen werden am Beamer projiziert. Die Schülerinnen und Schüler können ihre Antworten auf ihrem Tablet oder Handy eingeben. Die Auswertung erfolgt automatisch innerhalb von max. 1 Minute.

Sie sehen, die Anforderungen an die Schulinformatik und damit auch an die Schule sind gestiegen. Deshalb ist es richtig, dass die Stadt Bern eine neue Schulinformatik angeschafft hat: Mit «base4kids2» sind die Voraussetzungen gegeben, dass unsere Volksschule zeitgemäss Medien- und Informatikkompetenzen vermitteln und damit einen wichtigen Beitrag an die Zukunftschancen aller Stadtberner Schulkinder leisten kann.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Medienkonferenz der Städteinitiative Bildung zur Veröffentlichung des Themenpapiers «Digitalisierung in der Volksschule», 18. Juni 2019©
Titel
Medienkonferenz Städteinitiative Bildung Digitalisierung, Referat Franziska Teuscher, 18.06.2019 (PDF, 415.6 KB)

Weitere Informationen.

Fusszeile