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Referat von Franziska Teuscher anlässlich der Herbsttagung mit den Schulleitungen

2. September 2022

Referat von Gemeinderätin Franziska Teuscher, Direktorin für Bildung, Soziales und Sport, anlässlich der Herbsttagung mit den Schulleitungen, 2. September 2022

Es gilt das gesprochene Wort. 

Liebe Schulleiter*innen

Liebe Schulkommissionsmitglieder

Liebe Mitarbeitende des Schulamts

Liebe Anwesende

Ich begrüsse Euch herzlich zur heutigen Tagung der Schulleitungen. Der Titel der Veranstaltung tönt spannend und passt sehr gut in die heutige Zeit: «Wie verankere ich mich in stürmischen Zeiten, um Halt und Orientierung geben zu können?» Die Frage ist nicht nur aktuell, sondern sie ist – je nach Kontext – auch dringlich oder sogar sehr dringlich.

Die Zeiten sind im Kontext Schule bereits seit längerem anspruchsvoll und stürmisch. Die wichtigsten Stichworte auf städtischer Ebene hierzu sind: steigende Schüler*innenzahlen, Schulraum, KiBe, base4kids. Dazu kommen der nationale und internationale Kontext, der aktuell gleich von mehreren Stürmen geprägt ist, die sich zum Teil gegenseitig verstärken. Als Stichworte dazu möchte ich erwähnen: die Corona-Pandemie, die unser Leben unvermittelt und über viele Monate grundlegend verändert hat; der für viele von uns unerwartete Krieg in der Ukraine mit Geflüchteten bei uns, die das schwere Schicksal haben, dass sie zwar in Sicherheit sind, dass jedoch ihre Partner, Väter, Arbeitskollegen und andere Angehörige in der Ukraine bleiben und so die Leidtragenden im Krieg sind. Und schliesslich die Klimakrise, die sich zwar seit Jahrzehnten abzeichnet, aber uns in diesem Sommer drastisch vor Augen geführt hat, dass wir hier mittendrin stecken und Massnahmen längstens überfällig sind.

Liebe Anwesende, gewisse Stürme können wir sicher meistern oder einen Beitrag leisten, um sie abzuschwächen. Aber leider gehe ich davon aus, dass alte und neue, kleine und grosse Krisen uns weiterhin stürmische Zeiten und damit verbunden anspruchsvolle Herausforderungen bringen werden, zu deren Lösung wir keine Patentrezepte haben. In dieser ausserordentlichen Situation sind Halt und Orientierung besonders wichtig. In dieser äusserst herausfordernden Situation ist Führung besonders wichtig. In dieser schwierigen Situation seid Ihr sehr wichtig!

Durch meinen Einsitz in der Pandemiegruppe und in der Koordinationsgruppe Ukraine, die Schulbesuche und den direkten Kontakt mit Euch ist mir bekannt, welch grosse Leistung Ihr tagtäglich erbringt, welches Engagement damit verbunden ist und mit welchem Verzicht dies oft einhergeht (z.B. weil Ihr auch am Wochenende arbeiten müsst).

Ich habe grossen Respekt vor Eurer Leistung und ich danke Euch ganz herzlich dafür!

Danke, dass Ihr das Wohl der Kinder und Jugendlichen nie aus den Augen verliert.

Danke, dass Ihr Euren Lehrkräften Orientierung und Halt gebt und den schulischen Betrieb umsichtig entwickelt.

Danke, dass Ihr die zahlreichen kritischen Situationen, beispielsweise mit anspruchsvollen Eltern oder vulnerablen Kindern, meistert.

Danke, dass wir gemeinsam, gut koordiniert und in ständigem Dialog unterwegs sein können und dadurch die Kräfte bündeln.

Nun zurück zum Thema des heutigen Nachmittags. Das Konzept «Neue Autorität» von Haim Omer gibt meines Wissens einen Rahmen für einen erfolgreichen und gesunden Entwicklungsprozess. Ein Anliegen, das wir alle teilen. Der Mensch ist dabei im Zentrum, und ein Fokus liegt auf der Beziehungsqualität.

Der Gemeinderat hat für die laufende Legislatur in seinen Legislaturrichtlinien fünf direktionsübergreifende Themenbereiche festgelegt, einer ist der «Gesellschaftliche Zusammenhalt und Chancengerechtigkeit». Darin werden die Diskriminierungsfreiheit und Gewaltprävention explizit erwähnt. Hier sehe ich eine Verbindung zum heutigen Thema respektive zum Konzept der «Neuen Autorität». Ich möchte dazu insbesondere das Thema Mobbing kurz ausführen.

  • Im UNICEF-Bericht zu den Kinderrechten aus dem Jahr 2021 wurden 1428 Kinder in der Schweiz befragt. Die Resultate:
  • 43% berichten von diskriminierenden Erfahrungen aufgrund von Geschlecht, Alter, Migration, Religion oder anderen Merkmalen.
  • Alle befragten Altersschichten sind betroffen, die konkreten Erfahrungen nehmen mit steigendem Alter stark zu.
  • Besonders oft genannte Gründe: Aussehen und Äusserlichkeiten (22.4%) und die Kombination von Migration und Religionszugehörigkeit. So sind besonders häufig Kinder mit Migrationshintergrund und sozioökonomisch Benachteiligte betroffen. 2/3 der armutsbetroffenen Kinder erlebten Diskriminierung.
  • Besonders häufig wurde die Diskriminierung unter Gleichaltrigen in Form von Mobbing erlebt.

Dass das Thema Mobbing auch für Kinder und Jugendliche ein grosses ist, zeigt sich immer wieder. Im 19. KiPa-Postulat vom 24. Mai 2018 forderten die Kinder «Eine obligatorische Infoveranstaltung gegen Mobbing für alle Schüler*innen der Stadt Bern». Sie wollten, dass Schüler*innen an einer ganztägigen Veranstaltung darüber informiert werden, was genau Mobbing ist. Und sie hatten die Idee, nach diesem Tag untereinander Verhaltens- und Hilfetipps zu besprechen sowie gemeinsame Regeln zu vereinbaren.

Die Stadt Bern hat dies bereits antizipiert und im Rahmen des UNICEF Aktionsplans für eine kinderfreundliche Gemeinde 2021-2024 festgehalten, dass aufbauend auf den Anliegen aus dem 19. KiPa-Postulat mit und für Schüler*innen, Lehrpersonen und Schulleitungen Massnahmen zur Prävention, Erkennung und Bekämpfung von Mobbing entwickelt und umgesetzt werden sollen.

Die gute Nachricht ist, dass wir alle uns der Wichtigkeit dieses Anliegens bewusst sind und dass an den städtischen Schulen bereits viel dafür getan wird. Das Wissen, wie mit Mobbing umgegangen werden kann, ist grundsätzlich vorhanden. Die vielen guten Konzepte und Abläufe der Schulen müssen zum Tragen kommen, und die bestehenden Ressourcen sollen genutzt werden. Wichtig ist, dass dies auf einem gemeinsamen Verständnis für das Phänomen Mobbing basiert. Entsprechend ist dazu eine gemeinsame Haltung notwendig. Denn den berechtigten Anspruch der Kinder auf Schutz in all ihren Lebenswelten können wir nur gemeinsam und in Kooperation erfüllen: Schule, Schulsozialarbeit, Gesundheitsförderung, bei Bedarf auch unterstützt von weiteren kinder- und jugendspezifischen Angeboten.

Betreffend Schutz verfügt die Stadt Bern mit ihrem Konzept des Kindesschutzes und den dazu von den Schulleitenden und Schulsozialarbeitenden verfassten Standards bereits über eine gute Praxis, welche über den Kanton Bern hinaus Beachtung findet.

Die Schulsozialarbeit soll auch in Bezug zur Mobbingprävention an Schulen eine unterstützende und beratende Rolle einnehmen. Die Leiterin Schulsozialarbeit, Sandra Geissler, wird im Verlaufe des Nachmittags noch näher darauf eingehen.

Ich komme zum Schluss:

Es ist für mich ein besonderes Anliegen, Euch allen noch einmal zu danken für die Arbeit, die Ihr täglich für die Kinder leistet. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam viel erreichen. Und ja; ich bin beeindruckt, dass ihr neben Corona und der grossen Anzahl an Geflüchteten den Fokus auf die Kinder und ihre individuelle Einzigartigkeit nicht verloren habt – denn ja, die Schulen sind und bleiben enorm wichtig für unsere Gesellschaft. Sie sind «systemrelevant»!

Weitere Informationen.

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