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Sommermärchen mit Schattenseiten: Beschwerden halten Pinto auf Trab

Geniales Wetter ohne Ende, Pop-ups in Bar- und Möblierungsform, Parkanlagen, die zum zweiten Wohnzimmer und zu Open-air-Küchen wurden: Im vergangenen Sommer war der öffentliche Raum so belebt wie kaum je zuvor, tout Bern lebte draussen, wohnte, brutzelte, feierte und genoss.

Das Sommermärchen warf aber einen langen Schatten, da Anwohnende zum Teil sehr unter dieser Belebung litten. Nie gab es bei Pinto so viele Beschwerden wegen Lärm, Littering und Rauch wie 2018 – ein Höhepunkt im Trend zur verstärkten Nutzung des öffentlichen Raums. In den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der Interventionen wegen Nutzungskonflikten fast um ein Dreifaches von 2400 auf 6300.

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Wie kommt man zu einer fairen Lösung für alle Beteiligten, wenn die Anliegen der unternehmungslustigen Nutzergruppen und der ruheliebenden Anwohnenden unvereinbar sind? Der Wunsch nach eher geräuschintensivem Spass, Freiraum, Grillen etc. lässt sich schlecht vereinbaren mit dem Wusch nach Ruhe, ungestörter Lektüre auf dem Balkon oder gutem Schlaf bei offenem Fenster.

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Beschwerdemanagement als Antwort auf Konflikte

Das Ziel in der Bearbeitung von Nutzungskonflikten ist, eine für beide Seiten annehmbare Lösung zu finden. Niemand soll vertrieben werden, der öffentliche Raum soll weiterhin allen zugänglich sein, Lärm und Littering sollen auf ein tolerierbares Mass reduziert werden.

Wie kommt man zu einer fairen Lösung für alle Beteiligten, wenn die Anliegen der unternehmungslustigen Nutzergruppen und der ruheliebenden Anwohnenden unvereinbar sind? Der Wunsch nach eher geräuschintensivem Spass, Freiraum, Grillen etc. lässt sich schlecht vereinbaren mit dem Wusch nach Ruhe, ungestörter Lektüre auf dem Balkon oder gutem Schlaf bei offenem Fenster.

Inzwischen hat sich im Stadtteil 6 aber ein beispielhaftes Beschwerdemanagement etabliert: Einmal pro Monat trifft sich eine Gruppe aus Vertretern und Vertreterinnen von QBB (Quartierorganisation), toj (offene Jugendarbeit), DOK (offene Arbeit mit Kindern), VBG (Gemeinwesenarbeit), reformierter Kirche, Kapo und Pinto. Gemeinsam besprechen wir die Situation im öffentlichen Raum, wir identifizieren Handlungsbedarf und verteilen Aufgaben. Wenn möglich, bringen wir auch alle an einem Konflikt Beteiligten zum Gespräch zusammen. Entscheidend ist der rasche und direkte Kontakt mit allen beteiligten Personen (max. 48 Stunden nach Eingang einer Beschwerde). Mit den häufig jungen Erwachsenen, die als störend beschrieben werden, diskutieren wir ihre Anliegen, vermitteln Verständnis für die Argumente der Beschwerdeführenden und suchen gemeinsam nach Möglichkeiten, wie sie ihr Verhalten anpassen können, damit sie den Platz weiterhin nutzen können. Bei den Beschwerdeführenden hingegen gilt es, die Grenzen dessen auszuloten, was für sie tolerierbar ist, und das Verständnis für die Anliegen der Jugendlichen zu fördern. Manchmal müssen wir aber auch betonen, dass man in der Stadt mit einem gewissen Mass an Lärm leben muss. Eine ideale Lösung für alle gibt es selten, aber wenn alle Beteiligten nur ein bisschen unzufrieden sind, sind wir schon ziemlich happy.

Wir sind bis 23 Uhr unterwegs, in der Nacht kümmert sich die Polizei um Konflikte im öffentlichen Raum. Wir können einige Konflikte auch beilegen mit dem Hinweis, dass die Polizei zu späterer Stunde zuständig sein wird. Spätere Einsätze von uns würden wohl auch wenig bringen, da wir zwar nach Mitternacht noch gut reden können, die Chancen aber eher schlecht stehen, dass unser Gegenüber uns dann auch noch gut versteht.

Der Aufwand im Beschwerdemanagement ist relativ hoch. Wir sind aber überzeugt, dass er sich lohnt und dass er einen gewichtigen Anteil daran hat, in Bern auch in Zukunft ein konfliktarmes Leben draussen und drinnen führen zu können.

Silvio Flückiger, Leiter Pinto

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