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Startstutz für Streetart

Finanzierungsanfrage bei der Jugendkulturpauschale Startstutz für ein Streetart-Projekt

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Mia Bodenmüller, 18-jährige Schülerin am Gymnasium Hofwil, hat für ihr Streetart-Projekt «Startstutz» bekommen. Im Interview mit Monika Graser spricht sie über die Entstehung ihrer Streetart an der Aussenwand des Breitschträffs.

Mia, wie bist du auf deine Projektidee gekommen?

Ich bin sehr kunstinteressiert und habe mich entschieden, als Maturaarbeit eine praktische Arbeit zu machen. Ich hatte noch nie ein eigenes Kunstprojekt durchgeführt und wollte deshalb die Erfahrung machen, mich selbstständig über eine längere Zeit künstlerisch zu betätigen.

Im Herbst 2018 war ich in Lyon und sah dort sehr viel Streetart in unterschiedlichsten Formen wie Graffitis, Skulpturen oder auch Plastikfigürchen. Ich fotografierte viel und war begeistert von den unzähligen Möglichkeiten, die man hat, sich im öffentlichen Raum auszudrücken. Erst wieder in Bern fiel mir auf, wie wenig Streetart es hier eigentlich gibt. Also entschied ich mich dazu, mit einem eigenen Streetart-Projekt loszulegen.

Wie bist du bei der Umsetzung vorgegangen?

Zuerst recherchierte ich vor allem im Internet, was es in der Stadt Bern bereits an Streetart gibt, welche Projekte laufen, was möglich oder unmöglich, legal oder illegal ist. Dann legte ich mir das Buch «Urban Art Core» zu, das verschiedene Streetart-Möglichkeiten zeigt. Damit wusste ich ziemlich schnell, dass ich mich in meiner Arbeit mit dem Plakat beschäftigen möchte. 

Wie hast du von der Jugendkulturpauschale erfahren?

Ich habe einfach zu Jugend, Kultur, Hilfe, Projekt und Unterstützung gegoogelt, und dann fand ich auch die Web-Seite zur Warmbächlibrache, weil ja dort gesprayt wird.

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Wie war die Unterstützung seitens der Anlaufstelle für Kinder- und Jugendkultur?

Die Anlaufstelle lud mich nach meiner Anfrage zu einem Gespräch ein. Es ging um das Bewilligungsverfahren und darum, was überhaupt möglich ist. Ich hörte, dass die Umsetzung im öffentlichen Raum nicht so einfach ist, die Anlaufstelle hat mir aber ihre Unterstützung angeboten und mit mir die weiteren Schritte besprochen.

Wie hast du das Projekt dann konkret umgesetzt? Was hat es gekostet?

Zu allererst kümmerte ich mich um die Bewilligung: Ein illegales Projekt wäre nicht in Frage gekommen, da es ja im Rahmen einer Maturaarbeit umgesetzt werden sollte. 

Parallel dazu suchte ich nach geeigneten Motiven für meine Streetart. Ich fragte mich, warum es in Bern so wenig Streetart gibt, verglichen mit anderen Städten. Ich überlegte mir, mich auch inhaltlich in mehreren Plakaten mit dem Thema Streetart in Bern auseinanderzusetzen. Die Ideen dafür blieben aber erst eher unkonkret.

Für die Bewilligung nahm ich mit dem Bauinspektorat der Stadt Bern Kontakt auf. Man teilte mir mit, dass die Bewilligungskosten für ein Projekt im öffentlichen Raum mindestens 250 Franken betrügen. Es gäbe jedoch auch die Möglichkeit, HauseigentümerInnen anzufragen, um das Projekt an einer Hausmauer zu realisieren. 

Ich wählte dann diese Variante und entschied mich, es mit der Wand beim Breitschträff an der Herzogstrasse, ganz in der Nähe meines Wohnorts, zu versuchen. Dafür kontaktierte ich die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern und beschrieb der zuständigen Person meine ungefähre Projektidee – und stiess auf offene Ohren: Die Wand war in der Vergangenheit schon öfter übersprayt worden, und die Verwaltung hoffte, dies in Zukunft mit einem längerfristigen Kunstprojekt verhindern zu können.

Mitten in einer schlaflosen Nacht kam mir dann die Idee, mich inhaltlich mit dem Glück der Leute «im Breitsch» zu befassen. Für die Umsetzung formulierte ich fünf Fragen und kontaktierte mehrere Familien im Breitenrain, die ich kenne. Da ich kaum ältere Menschen im Quartier kenne, fragte ich im Alterszentrum Domicil Spitalackerpark nach.

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Diese fünf Fragen habe ich den Personen gestellt:

  1. Wie würdest du Glück allgemein definieren?
  2. Was ist Glück für dich persönlich?
  3. Was macht dich glücklich?
  4. Gibt es etwas Materielles (ein bestimmter Gegenstand), das dich glücklich macht?
  5. Denkst du, es gibt etwas, das alle Menschen glücklich macht?

Insgesamt habe ich 39 Personen interviewt. Ich entschied mich, pro Altersgruppe (Kinder/Jugendliche, Erwachsene und Senioren) eine Person für die gestalterische Darstellung auszuwählen. Pro Person würde ich ein Plakat gestalten. Diese 3 Personen habe ich ausgewählt, weil sie mich besonders beeindruckten: ein Junge (9), dessen Glück das Velo ist, eine Frau (50), die Glück mit ihrem Garten und den Pflanzen verbindet, und ein Senior (85), dessen Radio sein grösstes Glück ist.

Diese drei Personen fotografierte ich später in ihrem Zuhause, zeichnete die Fotografien mit Fineliner auf ein A4-Papier ab und malte sie dann mit Wasserfarben an. Danach liess ich die Zeichnungen auf Lebensgrösse kopieren. Schliesslich habe ich die drei Porträts mit Freunden an die Wand beim Breitschträff gekleistert. Für das gesamte Material habe ich Startstutz von 340 Franken angefragt, der auch bewilligt wurde.

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Im April 2019 habe ich begonnen und bin im August fertig geworden. Mein Zeitmanagement war nicht optimal und ich war sehr knapp dran: Quasi einen Tag vor Abgabetermin hatte ich das Projekt fertiggestellt.

Was hat dir rückblickend am meisten gefallen, was nicht? 

Der schönste Teil meiner Arbeit waren die positiven Reaktionen und Rückmeldungen der Menschen, die während dem Anbringen der Porträts vorbeikamen und zugeschaut haben. Es freut mich sehr, dass ich mit vielen verschiedenen Personen in Kontakt gekommen bin und das Quartier aktiv mitgestalten konnte.

Die Liegenschaftsverwaltung wollte mir für die Ausführung eine schriftliche Bestätigung ausstellen, damit ich bei Fragen von Personen oder auch von der Kantonspolizei zeigen könnte, dass ich eine legale Arbeit ausführe. Drei Wochen vor Fertigstellung mailte ich also dem Liegenschaftsverwalter und stellte fest, dass er bis zum Ende meiner Arbeit in den Ferien war. Ich konnte aber seine Stellvertretung erreichen, die mir dann zum Glück sehr schnell und unkompliziert die schriftliche Bestätigung organisierte. 

Was nimmst du mit an Erfahrungen aus dem Projekt?

Ich bin sehr positiv überrascht, wie hilfsbereit alle angefragten Stellen und Institutionen waren. Es war so schön, zu sehen, wie viele Menschen bereit sind, ein solches Streetart-Projekt zu unterstützen.

Merci für das Interview und das supertolle grosse Projekt mit wenig Geld!

Interview: Monika Graser, Bereich Soziokultur, Projektleiterin Kinder- und Jugendkultur

Die neue Streetart im August...

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... und im Novemberregen.

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Weitere Informationen.

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