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«Als Fachmann Betreuung lernt man fürs Leben»

Andrin Oester
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Das Geschlecht soll bei der Berufswahl keine Rolle spielen. Ende 2018 waren 22 Prozent aller städtischen angehenden Fachpersonen Betreuung (FaBe) Männer. Andrin Oester
berichtet aus seinem Arbeitsalltag.

Andrin Oester in seinem Alltag als Fachmann Betreuung in einer Tagesschule
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Die Stadt Bern unterstützt Projekte für eine offene Berufswahl. Sämtliche Lehrstellen-Ausschreibungen richten sich konsequent an alle Jugendlichen, unabhängig des Geschlechts. Seither wächst der Anteil der Männer und Frauen in geschlechtsuntypischen Ausbildungen. Zurzeit absolvieren 21 junge Männer die Lehre als Fachmann Betreuung bei der Stadt Bern. Andrin Oester ist einer von ihnen.

Wie entstand der Wunsch, Fachmann Betreuung zu lernen?
Andrin Oester: Ich hatte in mehreren handwerklichen Berufsfeldern geschnuppert, und es hat nirgends Klick gemacht. Meine Schwester meinte, sie sähe mich in einem sozialen Beruf mit Kindern. Ich habe dann mehrere Kindertagesstätten angeschaut und ein Praktikum in einer Kita gemacht. Dabei habe ich gemerkt, dass es nicht die Arbeit mit den ganz Kleinen ist, die mich reizt. Daraufhin habe ich in einer Tagesstätte geschnuppert.

Und Sie haben sich für eine Lehre in einer Tagesstätte für Schulkinder entschieden?
AOe: Ja, ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 14 Jahren. Wir sind zu zweit mit 12 bis 13 Kindern. Wenn die Kids in der Schule sind, bereiten wir vor, putzen und waschen. Wir essen gemeinsam. Und am Nachmittag unterstütze ich sie bei den Hausaufgaben und mache draussen etwas Sportlich-Spielerisches mit ihnen. Am Donnerstag bin ich fürs Einkaufen und Kochen zuständig. Dieser Mix gefällt mir sehr gut.

Wie haben die Kinder, Jugendlichen und Eltern auf Sie reagiert?
AOe: Ich bin nicht der erste Mann im Tagi Wittigkofen. Und es gibt neben mir auch noch einen Praktikanten. Die Kids nehmen mich einfach als Betreuungsperson wahr, da kam nie eine Frage oder ein Spruch. Mit Eltern haben wir im Tagi kaum Kontakt. Und wenn, dann finden sie es cool, dass auch Männer hier arbeiten.

Und wie sieht es Ihr persönliches Umfeld?
AOe: In meinem Bekanntenkreis hat meine Wahl Erstaunen ausgelöst. Viele konnten sich das zuerst nicht vorstellen für einen Mann. Inzwischen finden sie es aber gut. In der Berufsschule ist es auch kein Thema, dass ich ein Mann unter vielen Frauen bin.

Braucht es denn mehr Männer in sozialen Berufen?
AOe: Unbedingt. Es ist gut für die Kinder und Jugendlichen, Frauen und Männer als Betreuungspersonen zu haben.

Wie könnten denn mehr junge Männer für soziale Berufe gewonnen werden?
AOe: Es braucht mehr Aufklärung darüber, was ein Fachmann Betreuung genau macht. Die Idee ist weit verbreitet, dass wir den ganzen Tag mit den Kindern spielen. Das reizt viele Jungs nicht. Und sie meinen, dass dort ausschliesslich Frauen arbeiten. Solche falschen Bilder verhindern, dass Jungs überhaupt schnuppern gehen in einer Kita oder in einer Tagi. Ich habe als Berufsbotschafter an der Berufs- und Ausbildungsmesse (BAM) und an den Swiss Skills einen Informationsstand mitbetreut. Dort habe ich die Jungs motiviert, sich auch einmal einen männeruntypischen Beruf anzuschauen. Als FaBe lernt man nämlich viel fürs Leben: zum Beispiel wie und wann ich etwas sage oder besser schweige. Oder wie ich mich in mein Gegenüber einfühlen und mich fragen kann, was das, was ich sage, bei ihm oder ihr auslösen könnte.

Sie schliessen Ihre Lehre bald ab. Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?
AOe: Obwohl mir die Arbeit in der Tagi gut gefällt, werde ich nicht im Beruf weiterarbeiten. Ich habe während der Lehre wieder Lust auf Schule bekommen und will die Berufsmittelschule nachholen.

Dann wünsche ich viel Erfolg und danke Ihnen für das Gespräch!

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