Navigieren auf Stadt Bern

Benutzerspezifische Werkzeuge

Content navigation

«Feuerwehrfrau ist ein Traumberuf»

Juliana Steiner
Bild Legende:
Nathalie Mischler
Bild Legende:

Die Berner Berufsfeuerwehr richtete ihre Stelleninserate 2014 zum ersten Mal explizit auch an Frauen. Mit Erfolg: Seit 2016 stehen Nathalie Mischler und Juliana Steiner als erste Berufsfeuerwehrfrauen der Stadt Bern im Einsatz.

Juliana Steiner war 16 Jahre alt, als sie der Jugendfeuerwehr beitrat und mit ihren Kolleg*innen die Berner Berufsfeuerwehr in der alten Viktoria besichtigte. «Das hat mich derart fasziniert, dass für mich klar war: Hier will ich einmal arbeiten», sagt die heute 27-Jährige. Zuerst aber galt es, eine Lehre zu machen. Sie entschied sich für Polymechanik, da sie gern «mit den Händen» arbeite und Büroarbeit am PC nicht so ihr Ding sei. Dann musste sie warten, bis sie 23 wurde. Das ist das Mindestalter für eine Bewerbung bei der Berufsfeuerwehr in Bern.

Seit September 2016 arbeitet Juliana Steiner in ihrem Traumberuf. Während bei der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bern seit über 30 Jahren Frauen mitwirken und mittlerweile über 20 Prozent des Bestandes ausmachen, sind Juliana Steiner und ihre vier Jahre ältere Kollegin Nathalie Mischler die ersten Frauen bei der Berner Berufsfeuerwehr. Sie sind durchs anspruchsvolle Eignungsverfahren gegangen, liessen sich körperlich und geistig durchchecken und haben gemeinsam die Ausbildung an der Berufsfeuerwehrschule der Höheren Fachschule für Rettungsberufe (HFRB) in Zürich absolviert.

Stelleninserat mit Foto von Frauen

Auch Nathalie Mischler war schon länger mit dem Feuerwehr-Virus infiziert. Sie hatte Einblick in die Arbeit durch ihren Freund, der Mitglied einer Stützpunktfeuerwehr war. Die gelernte Detailhandelsfachfrau konnte sich gut vorstellen, ihren Job im Verkauf aufzugeben: «Krampfen, Schläuche schleppen – das gefiel mir, denn da läuft immer etwas.»

Vage erinnern sich die beiden Frauen an die Stellenausschreibung, auf die sie sich damals gemeldet hatten: Da war neben Feuerwehrmännern auch eine Feuerwehrfrau abgebildet. 2015 hatte die Berner Berufsfeuerwehr ihre Stelleninserate zum ersten Mal explizit auch an Frauen gerichtet. Das war eine Massnahme im Rahmen des Aktionsplans Gleichstellung 2015-2018 der Stadt Bern. Und sie hat gewirkt.

Die Abwechslung macht’s aus

Nathalie Mischler und Juliana Steiner arbeiten im Schichtbetrieb. 20 Personen leisten jeweils 24 Stunden miteinander Dienst, Schlafen inklusive. Darauf folgt ein freier Tag. Die Frauen verrichten genau die gleichen Arbeiten wie die Männer. Die Einsätze gehen von Bränden über Verkehrsunfälle und Insektenalarm bis zu Eheringen im Senkloch und Katzen, die sich nicht mehr vom Baum runter wagen. Juliana Steiner gefällt die Abwechslung und dass sie nie weiss, was ein Dienst bringt. Und auch Nathalie Mischler würde ihren Job genau deswegen auf keinen Fall mehr hergeben wollen.

Die beiden Feuerwehrfrauen fühlen sich gut ins Team integriert. «Natürlich sind wir von einigen Kollegen skeptisch beäugt und auch getestet worden», sagen sie, aber das geschehe mit allen Neuen, auch mit Männern. Das gehöre zur Kultur. Andere Kollegen freuten sich offen über die Kolleginnen, schätzten den Mix im Team und verteidigten sie, wenn Kollegen blöde Sprüche klopfen. Im Alltag heisse es nach einem Einsatz immer mal wieder: «Guet gmacht, Giele!» Ihr sei das egal, sagt Juliana Steiner, sie fühle sich trotzdem mitgemeint. Aber die Kollegen würden es dann meistens merken und nachschieben: «Sorry, u Modi…»

Sehr direkte Kommunikation

Überhaupt, die Kommunikationskultur in der Berner Berufsfeuerwehr: Sie gehört mit zu dem, was Nathalie Mischler und Juliana Steiner am meisten schätzen. «Konflikte werden sofort und gerade heraus angesprochen, da läuft nichts hintenrum», erzählt Juliana Steiner. Und Nathalie Mischler ergänzt: «Ich kann zu einem Kollegen sagen: Lass mich in Ruhe, du nervst! Und es bleibt nichts zurück.» Feuerwehrleute seien darauf angewiesen, dass sie Konflikte sofort bereinigen, denn beim nächsten Einsatz müssen sie einwandfrei miteinander funktionieren. «Das ist lebenswichtig in unserem Job.»

So wohl sich die beiden Frauen an ihrem Arbeitsort fühlen, so sehr würden sie sich über mehr Frauen im Feuerwehrkorps freuen. Vor allem auch darüber, in der gleichen Schicht mit Frauen zusammen zu arbeiten, denn jetzt sind die beiden immer in unterschiedliche Schichten eingeteilt. Beide ermuntern junge Frauen, sich bei der Feuerwehr zu melden, falls sie das Umfeld interessiere, und sich nicht vom immer noch männlichen Umfeld abhalten zu lassen. Juliana Steiner kann sich eine Frau als Kommandantin genauso gut vorstellen wie einen Mann. Und ihre Kollegen? Sie lacht und meint: «Die einen wären wohl wieder skeptisch und die anderen würden sich freuen. Wie damals bei uns.»

Weitere Informationen.

Fusszeile